Der Freiflug-A1-Segler Freundschaft wird erstmals für das Jahr 1955 genannt und entstand in der damaligen DDR. Die ursprünglichen Konstrukteure sind Werner Stöbe und Oskar Pfeufer. Der Name von Oskar Pfeufer ist kein Schreibfehler, er hiess wirklich so. Sie entwickelten das A1 -Modell, welches dann in der internationalen Bezeichnung als F1H geführt wurde. Später wurde das Modell offenbar von Joachim Löffler etwas umgearbeitet. Fortan wurde dann Joachim Löffler als Konstrukteur genannt. In RC-Network fand sich ein Hinweis eines Lesers der seit 1962 nicht mehr Modellflug betreibt und der sagte, dass er Modelle wie die Fliege, den Pionier und die Freundschaft flog. Somit stammen diese drei Modelle tatsächlich aus der Zeit um 1960 oder etwas früher. Das Modell Freundschaft wurde über all die Jahre durch die Firma VEB Anker Mechanik Eisfeld in 6114 Schönbrunn, Thüringen, als Bausatz produziert und hatte zuletzt einen Einheitsverkaufspreis von 13.60 Mark. Heute findet man nur noch sehr wenig Informationen über das Modell. Ich kam durch reinen Zufall zu diesem Bausatz und weil mir das Modell so gut gefiel, habe ich es gebaut.
Bau des Modells
Der Bausatz befand sich in einem Plastikbeutel ganz ähnlich wie die Schulbausätze von C. Streil & Co. Die Packung enthielt fast alles ausser dem Leim, dem Bleiballast, der Scharniergaze für das Seitenleitwerk und dem Draht für die Steuerung. Alle Teile waren trotz Jahrzehnte langer Lagerung noch in guten Zustand. Es gab einen Plan im Massstab 1:1 und eine ausführliche Baubeschreibung. Der Plan war so gut mit Infos ergänzt, dass ich die Baubeschreibung nur ganz selten konsultieren musste. Das Modell konnte an einem einzigen Tag im Rohbau fertiggestellt werden. Ich brauchte dafür weniger als 5 Stunden. Etwas mehr Zeit erforderte dann der Bau der Steuerung und die übrigen Kleinarbeiten wie die neue Flügelbefestigung mit geteiltem Flügel und Federstahlstab.
Auf einen Hochstart verzichte ich aus Bequemlichkeit, denn ich fliege alle meine A1- und A2-Segler wie auch die Freiflug-Wurfgleiter grundsätzlich am Hang oder bei erkennbarer Thermik auch in der Ebene durch kräftigen Handwurf auf etwa 10 Meter Höhe. In den meisten Fällen gewinnt mein Modell auch so schnell an Höhe und wird von der Thermikbremse nach einigen Flugminuten wieder sicher auf den Boden zurück gebracht. Natürlich nur auf freiem Feld und bei einigermassen stillem Wind. Andernfalls lasse ich mein eigenes Fliegen und schaue den andern zu oder ich fliege meinen RC-Mini-Challenger, der dank dem Motor etwas Wind verträgt.
Da das Modell Freundschaft von der Konstruktion her ganz offensichtlich noch aus den 1950er Jahren stammt, fehlten zahlreiche heute selbstverständliche Errungenschaften. Diese habe ich noch eingebaut. Da die Hölzer im Bausatz mit etwas Übermass zugeschnitten waren, habe ich dieses Übermass bei den Flügeln genutzt, um die Spannweite leicht zu erhöhen. Ansonsten habe ich das Modell aber ziemlich originalbetreu gebaut. Die Änderungen sind im Flug nicht oder kaum zu sehen, bringen aber doch einigen Komfort beim Transport, in der Handhabung und in der Optik.
Die Änderungen umfassen:
- Reduktion der V-Stellung der Flügel um ein Grad - geteilter Flügel mit Federstahlstab und Messinghülsen - Beplankung der Flügelmitte mit 0.4 mm-Sperrholz - Spannweite vergrössert um 3.5 cm - Änderung des Vorderrumpf, damit eine Flugzeugführerkanzel aufgemalt werden konnte - Bleikammer von oben her bedientbar über eine Rundkopfschraube mit Flachkopf - aerodynamisch verfeinerter Übergang vom Vorderrumpf zum hinteren Ausleger - Verstärkung des Seitenleitwerks - Änderung der Thermikbremse - Verstärkungen in den Flügelecken durch eingeklebte Dreiecke
Wie schon weiter ober erwähnt, verzichte ich auf eine Hochstartvorrichtung, da ich keine Wettbewerbe fliege. Ich starte das Modell von Hand und von Anfang an mit starrem Einschlag des Seitenleitwerks. Somit baute ich die Steuerung exakt nach Baubeschrieb, liess aber die Funktion Hochstart weg. Ansonsten habe ich alles, wo unnötiger Luftwiderstandes entsteht, verfeinert und hoffe, dass das Modell jetzt noch bessere Flugleistungen zeigen wird, auch wenn es schon als Veteran betrachtet werden muss. Den drei Konstrukteuren ein etwas spätes Lob für ihre sehr saubere und zukunftsfähige Konstruktion. Sobald das Modell bespannt und besprüht ist, folgen weitere Fotos.
Aerodynamik des Modells
Das Modell Freundschaft ist ein sehr sauber konstruiertes Modell, das wie ich hörte sehr gutmütige Flugeigenschaften haben soll. Ich habe das Modell aerodynamisch noch etwas verfeinert.
Kritische Details
Das Modell besitzt ein Seitenleitwerk und ein Seitenruder, welches sich auf der Unterseite des Modells befindet. Es ist bei den Landungen somit hohen Belastungen ausgesetzt. Daher habe ich dieses Leitwerk an sich noch etwas verstärkt, die Montage aber mit einer Sollbruchstelle so geschwächt, das es bei einer harten Landung einfach wegbricht ohne Schaden zu verursachen. Es kann somit innert Minuten wieder repariert werden.
Durch die Vergrösserung der Spannweite um 3.5 cm vergrössert sich auch die Tragfläche. Da die maximal zulässige Flügelfläche für A1-Modelle bei 18 dm² liegt, liegt das Modell leicht darüber. Da ich aber an keinen solchen Wettbewerben teilnehme, muss ich mich nicht um dieses Detail kümmern.
Schicksal
Aus Altersgründen musste ich meine grosse Wohnung in Amriswil leider verlassen und in die Nähe meiner Kinder ziehen. Damit verbunden war auch der Verlust von 3 grossen Bastelzimmern. Aus Platzgründen habe ich daher darauf verzichtet, weiterhin RC- und Freiflugmodellbau zu betreiben. Da ich aber den Fesselflug beihalten wollte, habe ich einen Teil meiner überflüssig gewordenen Modelle an Modellflugfreunde weitergegeben. Für einige Modelle gab es keine Interessenten, sodass ich diese Modell zerlegte und ihre Teile zum Bau von Fesselflugmodellen weiterverwertete. Mit dieser Massnahme konnte ich die Anzahl Modelle auf 30% reduzieren, die ich in meinem einzig verbliebenen Bastelraum gerade noch unterbringen konnte. Die "Freundschaft" lebt in Form der Wirz PR-19 weiter.
Technische Daten
Spannweite der Flügel: 123.5 cm Spannweite des Höhenleitwerks: 51 cm Länge: 80 cm Flügelfläche: 14.8 dm² Gewicht: im Rohbau 234 g, flugfertig ca. um 275 g Flächenbelastung: bis 18.58 g/dm²
Dieser Beitrag wurde am 27.9.2016 letztmals nachgeführt.
Dieses Bild habe ich vom Beipackzettel der Verpackung abfotografiert. Deutlich kann man erkennen, dass Joachim Löffler bei der Gestaltung des Leitwerks sich ein wenig am Zürihegel von Arnold Degen orientiert hat.
Der Segler von der Seite her gesehen. Es fehlen noch die Seitenleitwerke nach Zürihegel-Art. Gegenüber dem Originalplan geändert habe ich die Flügelmontage. Ich habe einen geteilten Flügel mit Federstahlstift und Messingbuchsen eingebaut.
Das Modell ist nun im Rohbau vollendet und wird noch fein geschliffen. Dann erfolgt der Einbau der Seitensteuerung, der Thermikbremse und die Bespannung mit Japanseide.