Die Trinkwasserversorgung von Seebach wurde ursprünglich durch private Quellen, öffentliche Brunnen und Sodbrunnen gesichert. Mit der regen Bautätigkeit gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts zeichnete sich ab, dass in absehbarer Zeit eine öffentliche Wasserversorgung einzurichten sei. Vorausschauend kaufte die Gemeinde gemeinsam mit der Holzkorporation Seebach (HKS) die Neubrunnenquelle dem bisherigen Besitzer der Binzmühle ab.
Dazu gehörte auch der Binzmühleweiher. Dieser lieferte je nach Regeneintrag im Gebiet Buhn 400 bis 800 Liter Quellwasser pro Minute. Gegen Bezahlung von Fr. 12'000.-- verkauften die neuen Besitzer der Binzmühle der Maschinenfabrik Örlikon (MFO) die Hälfte der Wasserrechte an der Quelle. Schon 1892 trat die HKS ihre Rechte an der Quelle an die Gemeinde ab.
Fast scheint es, als wäre das für die Binzmühle ein sehr schlechtes Geschäft gewesen, denn ohne das Wasser der Quelle musste sie den Sägerei- und Mühlenbetrieb sehr stark zurück fahren und um 1899 ganz einstellen. Doch musste die Binzmühle mitmachen, weil es die Gemeinde war, die über das Wasser des Binzmühlebach entschied. Um 1895 war der Bach nur noch ein bescheidnes Rinnsal. Das waren die tieferen Gründe, dass sie in ein derart schlechtes Geschäft einwilligte. Der Gemeinde ging es dann nicht besser beim Verkauf der Wasserrechte an die MFO. Denn auf die über 30 Jahre Wasserbezug betrugen die Einnahmen nicht einmal 0,3 Rappen pro m³.
Mit Kosten von Fr. 66'000.-- wurde 1895 ein erstes Netz einer Wasserversorgung erstellt und mit dem Örliker Netz verbunden. Mit einem Gasmotor wurde das Seebacher Quellwasser in die Ã?rliker Brunnenstube gepumpt, von wo es dann mit dem nötigen Druck in Seebach verteilt wurde. Das alte Pumpenhaus befand sich an der unteren Binzmühlestrasse 22 und war ein Anbau zur Binzmühle. Es wurde bis 1927 als Pumpenhaus benützt und diente eine Zeit lang auch dem Elektrizitätswerk Seebach (EWS). Dann wurde es als Fabrikgebäude umgenutzt und noch später gar in ein Wohnhaus umfunktioniert. Es wurde gleichzeitig mit der alten Binzmühle 1961 abgetragen. Zugleich wurde Seebach Bezüger von Wasser aus Örlikon. Als Örlikon dann die Wasserzinsen erhöhte, sah sich die Gemeinde gezwungen, ihr hängiges Projekt einer eigenen Brunnenstube zu verwirklichen. Ursprünglich war die Seebacher Brunnenstube als Wasserturm auf der Buhn geplant, eine Idee, welche aus Kosten- und ästhetischen Gründen wieder verworfen wurde.
Es gab aber schon seit 1878 auf der Buhn an der Sonnenbergstrasse ein Brunnengebäude mit der alten Assek-Nr. 187, neu 241, welches in der Nähe der Flarzhäuser stand und 1934 abgetragen wurde. Dieses gehörte der Brunnenkorporation Buhn. Rein Nummernmässig müsste es beim Sonnenberghaus des Schuhmachers Melchior Spörri gestanden haben, denn die Nummer passt genau zwischen die beiden dortigen Flarzhausreihen.
Ein neues Projekt sah dann die Brunnenstube auf dem Althoos vor, was durch die Gemeindeversammlung bewilligt wurde und dann mit Kosten von Fr. 34'000.-- verwirklich wurde. Diese Brunnenstube hatte anfänglich nur 400 m³ Fassungsvermögen und ging am 1.4.1896 in Betrieb. Zügig wurde anschliessend das Leitungsnetz ausgebaut. 1899 sollen bereits 198 Abonnenten angeschlossen gewesen sein. Gleichzeitig nutzte man die eigenen Quellen rund um das Grundwasserbecken unter der Buhn und führte dem Leitungsnetz weitere rund 800 l/min zu. Diese Wassermenge deckte aber den Bedarf nicht völlig, sodass weiterhin Wasser von Ã?rlikon bezogen werden musste. Ab 1918 bezog man zusätzlich Wasser aus Opfikon und ab 1921 auch aus Affoltern.
Um etwas unabhängiger zu werden, prüfte die Gemeinde zusammen mit der MFO, ob aus dem Grundwasserbecken Buhn mehr Wasser gepumpt werden könnte. Dazu liessen sie ein geologisches Gutachten erstellen, welches die Hoffnungen bestätigte und so baute Seebach gemeinsam mit der MFO im Althoos 1926 die bestehende Brunnenstube auf 1'000 m³ aus und pumpte anfänglich bis zu 1500 l/m aus der Grundwasserfassung Neubrunnen. Später wurde diese Menge auf 1'650 l/min erhöht. 1/3 davon ging an die MFO und 2/3 an die Wasserversorgung Seebach. Das Wasserreservoir auf dem Althoos, liegt auf fast 500 m.ü.M. und liefert damit den entsprechenden Wasserdruck, um auch auf der Buhn genügend Wasserdruck zu haben.
Im Prinzip hätte Seebach schon bald weitere Anstrengungen unternehmen müssen, um auch künftig möglichst viel eigenes Wasser zu schöpfen, doch zeichnete sich zu dieser Zeit immer mehr ab, dass es bald zu einer Eingemeindung kommen könnte. Um eine unnötige Zersplitterung der Wasserversorgung zu vermeiden, verzichtete Seebach auf einen weiteren Ausbau der Anlagen und einigte sich mit Örlikon, den zusätzlichen Bedarf von dort zu beziehen. Mit der Eingemeindung ergaben sich für Seebach dann ganz andere Möglichkeiten der Trinkwasserbeschaffung.
Die Anlagen in Seebach wurden von einem Schmied gewartet, der auch die Reinigung der Brunnen besorgte. Das Pumpenhaus Neubrunnen hiess auch «Villa Bretscher», entsprechend dem damals für die Gemeindewerke zuständigen Gemeinderat.
Quellen: - Kurzfassung aus «Unser Seebach» 1983, 83-84 - Ernst Schmid - Reinhard Ochsner in den Seebacher Nachrichten Februar 1953