Das Lehrpostamt 8052 ZürichÂ?Seebach bestand von 1950Â?1998. Bis ins Jahr 1950 wurden die Postbeamten der oberen Laufbahn in allen geeigneten Poststellen in Stadt und Land durch die vorgesetzten Chefs ausgebildet. Geeignet waren vor allem Poststellen, die sich mit möglichst vielen der postalischen Tätigkeiten befassen mussten (nicht nur Schalterdienst, sondern auch Zustellung von Brief-, Paket- und Geldpost und z.T. auch Aufsichtsstellen von Postautolinien). Alle aufgenommenen Postlehrlinge hatten bereits eine Verkehrsklasse in einer Mittelschule oder in einem Institut besucht.
Leider waren aber nicht alle Ausbildungspoststellen mit guten Lehrkräften versehen, weshalb Gustav Hiltmann, ein junger gut geschulter Postbeamter aus Zuzgen im Fricktal, dem damaligen Kreispostdirektor in Zürich, Herr Wolfensberger, den Vorschlag machte, die praktische und theoretische Ausbildung in einem zu schaffenden Lehrpostamt zusammen zu ziehen, und dort die Lehrlinge durch gut ausgebildete Fachkräfte unterrichten und anleiten zu lassen. Direktor Wolfensberger nahm die Idee auf und realisierte im neu erbauten Postamt Seebach das erste schweizerische Lehrpostamt, wo die fortgeschrittenen Lehrlinge unter geeigneten, fachkundigen und vielseitig ausgebildeten Lehrkräften die praktische und theoretische Lehrzeit absolvieren konnten und auf die Abschlussprüfung mit Patent (später Diplom) vorbereitet wurden. Mitte der 1950er Jahre wurden weitere Lehrpostämter nach Seebacher Muster in fast allen Postkreisen eröffnet und betrieben. Ausgebildet wurden pro Jahr zwischen 12 bis 24 Lehrlinge auf eine künftige Kaderlaufbahn. Die meisten Absolventen wurden in der Folge rasch Vorgesetzte in Betrieb und Verwaltung und erreichten gar die höchsten postalischen Weihen in den Direktionen, der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat der Schweizer Post. Mit dem Ende der alten PTT 1998 wurden auch die Lehrpostämter aufgehoben.
Die Leitung des Lehrpostamtes Zürich 52 Seebach in diesen Jahren oblag:
- bis Ende 1950 Ernst Rothen: - 1950 Â? 1959 Alois Iten - 1959 Â? 1976 Gustav Hiltmann - 1976 Â? 1988 Walter Uttinger - 1988 Â? 1998 Fridolin Stutz
Sie gaben immer auch Lehrlingsunterricht in Praxis und Theorie.
Als Instruktoren wirkten im Seebacher Lehrpostamt:
- Gustav Hiltmann - Alois Iten - Heinrich Appenzeller - Hans Honegger - Walter Uttinger - René Stucki - Paul Götti - Rolf Möckli - Fridolin Stutz - Fritz Zimmerli - Walter Rüegg - Rolf Greuter - Madeleine Voléry - Urs Romer
Die Instruktoren waren gut qualifizierte Postbeamte, die in einem Aufnahmeverfahren mit einer Eignungsprüfung nach speziellen Kursen auf Herz und Nieren getestet und in mehreren Kursen zusätzlich ausgebildet wurden.
Die Aufgaben des Lehrpostamtes bestand in der Vermittlung aller postalischen Wissenszweige, die da waren: alle Verkehrsvorschriften (Gesetze, Verordnungen, Ausführungsbestimmungen), Betriebsvorschriften und Personalvorschriften. Ferner:
- Annahme und Zustellung der Postsendungen ins In- und Ausland - Briefpost; Paketpost; Geld- und Postscheckverkehr - Portofreiheit - Postauto und Reiseverkehr - Geografie Schweiz (sehr detailliert, ab 1964 auch mit Postleitzahlen), Europa und übrige Welt, Verkehrsverbindungen - Haftpflicht - Zollvorschriften - Weltpostverein, Organisation der PTT und des Staates - Post- und Verkehrsgeschichtegeschichte - Grrundverständnisse der Volkswirtschaft - Telefon und Telegraf
Sprachunterricht wurde durch Lehrer der Kantonsschulen vermittelt, z.T. auch bei der Kreispostdirektion, zusammen mit den Lernenden anderer Lehrpostämter wie Albisrieden, später auch Höngg oder Küsnacht.
Organisiert war der Lehrbetrieb je nach Anzahl der Lernenden. Grob gesehen arbeitete die Hälfte im Betrieb, wo auch die Gradiertenarbeiten besorgt wurden, wie Diensteinteilung mit Krankheits- und Unfallwesen, sowie der Ferieneinteilung, Behandlung von Schadenfällen, der Hauptkasse und natürlich auch der Buchhaltung samt Monatsabschluss. Die andere Hälfte ging zur Theorie und wurde dort von den Instruktoren unterrichtet.
Lange Jahre kannte man auch die Abendschule, die wöchentlich einmal von 20.00 bis 22.00 Uhr stattfand und jedes Jahr fand etwa 4-5 Wochen vor der Abschlussprüfung an einem Sonntag Morgen ein Probe-Examen statt, das guten Aufschluss über den Wissensstand brachte. Samstags und während den Ferien fiel die Theorie aus. Der Schulbetrieb befand sich anfänglich in einem Raum hinter dem Chefbüro, nach einem Umbau im Jahr 1968 konnte eine Wohnung im zweiten Stock des Postgebäudes dafür genutzt werden. Schliesslich wurde auf Anfang 1989 die neue Post Seebach an der Bahnhaldenstrasse 11 bezogen und auch das Lehrpostamt am neuen Ort weiterbetrieben, bis 1998 im Zuge der Reorganisation die Lehrpostämter wegen neuer Ausbildungsmethoden aufgehoben wurden.
Quellen:
Diese Ã?bersicht über das Lehrpostamt 8052 Zürich 52 Seebach wurde im Rückblick im Juni 2008 durch Walter Uttinger erstellt, der selbst von 1963 bis 1976 als Instruktor und 1976 bis 1988 als verantwortlicher Postverwalter tätig war.