Schon in den 1920er Jahren gab es in Seebach bei lang anhaltendem schönen Wetter Hitzeferien. Da damals aber die Sommerferien noch 3 Monate dauerten, kam es nur relativ selten vor, dass die 30°-Marke schon vor Mitte Juni und nach Mitte September überschritten wurde. Es soll aber doch vorgekommen sein.
In den 1950er und 1960er Jahren war es ständige Gewohnheit, dass der Schulunterricht bei Erreichen der 30°-Marke eingestellt wurde. Das war insbesondere an Sommer-Nachmittagen hin und wieder der Fall, wobei die Lehrer in Absprache mit dem Schulvorstand schon in der letzten Schulstunde am Morgen die Hitzeferien verkündeten. So ersparten sich die Schüler den unnötigen Schulweg und wer etwa 30 Rappen zusammen gespart hatte, ging zu Fuss (notabene!) ins Schwimmbad Allenmoos und verbutzte sein Geld für den Eintritt. Wer dieses Glück nicht hatte, dem blieb ein Spaziergang in den kühlen Wald. Ich habe diese Zeiten auch ohne Geld gut überstanden, denn das Spiel war damals so oder so wichtiger als die Schule.
Ich muss allerdings meinen Eltern zubilligen, dass sie es zwischendurch immer wieder schafften, an solchen Tagen das Eintrittsgeld für das Allenmoos aufzutreiben. Reichte es einmal nicht, dann blieben neben dem kühlen Wald auch noch der Glattfall mit anderen Buben übrig, die ebenfalls kein Geld hatten. Das war manchmal viel lustiger als Geld auszugeben. Manchmal bettelte ich bei der Kassenwartin im Allenmoos zusammen mit meinem kleinen Bruder um kostenlosen Eintritt. Das war aber im Reglement der Badeanstalt nicht vorgesehen. Unter dem Versprechen, dass wir dafür eine Stunde lang Papierabfälle zusammen lesen würden, gewährte die Dame mit dem grossen Herzen manchmal diskreten Einlass. Es kam auch mal vor, dass eine beherzte Dame in der Warteschlange das Eintrittsgeld übernahm. Die hat man dann im Auge behalten und verwöhnt, indem man für sie am Kiosk einkaufen ging. Das setzte dann noch zusätzlich einen Fünfermocken ab. Die Freude war auf beiden Seiten.
Im Allenmoos gab es auch eine offene Kegelbahn, wo die Buben am Nachmittag Kegel aufstellen und damit ein paar Rappen verdienen konnten, die sie dann für ein Glace oder das Tram zurück nach Seebach verwendeten. Siehe auch den Beitrag Schneeferien!
Auch Marcel Fisler erinnert sich an die Hitzeferien. Er schreibt: "Zum Sommer gehörte auch Hitze. Für uns Kinder kein Problem, ganz im Gegenteil. Neben all den Annehmlichkeiten wie Schwimmen, Barfussgehen, nach dem Nachtessen nochmals hinausgehen zum Spielen, usw., gab es manchmal, wenn auch viel zu selten, sogar Hitzeferien. Die erforderliche Temperatur lag wohl über dreissig Grad, so genau weiss ich das nicht. Solch heisse Tage gab es natürlich vor allem im Juli und August und da hatten wir ja zum schönen Teil ohnehin Schulferien. Aber mit etwas Glück passierte es noch ein- bis zweimal neben den ordentlichen Ferien und dann schickten uns die Lehrer wieder nach Hause. Solchermassen unerwartet geschenkte Tage waren natürlich ein ganz besonderes Fest.
Quellen: - OGS-eigene - Bruno Hess, Heber Springs, AR, USA - Marcel Fisler (letzter Abschnitt)