In den 1920er Jahren, als die Zürich-Ã?rlikon-Seebach-Bahn (ZOS) noch mit dem grünen Tram bis nach Glattbrugg fuhr, war es ständige Gewohnheit des Tramführers, zusammen mit dem Kondukteur im nahen Löwen eins zu trinken, natürlich nicht jedes Mal, aber ab und an schon. Das war allerdings nur möglich bei pünktlicher Ankunft, denn es standen ihnen dazu gerade mal zwölf Minuten zur Verfügung.
An einem schönen Nachmittag, als sich die beiden nach dem kühlenden Trunke den Schaum von den Lippen wischten und sich wieder zum Tram begaben, um zurück nach Seebach und Ã?rlikon zu fahren, bockte das Tram, die Räder drehten durch und der ganze Wagenkasten begann zu zittern. Es entstand Funkenflug und es roch nach Verbranntem. Als der Tramführer ausstieg um nach dem Rechten zu sehen, entdeckte er, dass Lausbuben sein Tram mit einer starken Kette am Gleisstumpf festgebunden und die Kette mit einem massiven Schloss gesichert hatten!
An ein Abfahren war nicht zu denken. So begaben sich die beiden in die nahe Schmiede und Schlosserei Girsberger und suchten verzweifelt nach einem Schlosser mit Eisensäge, den sie alsbald auch fanden. Dieser befreite das gefesselte Tram rasch, liess sich ein gutes Trinkgeld in die Hand drücken und die beiden Trämler machten sich mit heulendem Motor in rasender Eile, eine Staubfahne hinter sich herziehend, und mit weit übersetzter Geschwindigkeit auf den Weg nach Seebach.
Ã?ber diesen Lausbubenstreich war damals in etlichen Tageszeitungen zu lesen und er wurde weit herum bekannt und jedermann ergötzte sich. Die ZOS soll dem Girsberger die Rechnung anstandslos bezahlt haben, aber das Trinkgeld mussten die Trämler aus der eigenen Tasche berappen, wegen Unachtsamkeit mit dem Rollmaterial. Die «Lausbuben», welche das Tram an Ketten legten, sollen schon deutlich über 20 Jahre alt gewesen sein.