Vor 550 v. Chr. hat es in Seebach keine Menschen mit festem Wohnsitz gegeben und damit im strengeren Sinne auch keine Landwirte. Da das Gebiet um Seebach aber immerhin dünn besiedelt war, ist es denkbar, dass Leute mit festem Wohnsitz ausserhalb Seebachs hier Landwirtschaft betrieben haben, wobei sich dies wohl auf Holzschlag beschränkt haben dürfte, wenn überhaupt. Hingegen haben Jäger, Sammler, Fischer usw. das Gebiet mit Sicherheit aufgesucht und möglicherweise die ersten Trampelpfade vorgespurt.
Es ist vom Furttal und vom unteren Glatttal her bekannt und erwiesen, dass die damalige Bevölkerung sumpfige Gebiete mit Flachseen sehr gerne zum Wohnen benutzt haben, indem sie aus Holz, Ã?sten, Laub und Stroh Hütten bauten, wo sie Schutz vor Fremden, wilden Tieren und den Unbilden der Witterung fanden. Dafür wäre Seebach eigentlich hervorragend geeignet gewesen, denn es bestand zu 90% aus Sumpflandschaft.
Dass in Seebach bis heute keine Ã?berreste dieser frühen Siedler gefunden wurde, ist kein Bewies dafür, dass es sie nicht gegeben hat, sondern lediglich dafür, dass sie vorerst nur vermutet werden dürfen. Dank Funden nachgewiesen sind im Kanton Zürich aber nur ganz wenige Orte und derart wenig Menschen hat es hier vor 10'000 bis 5'000 Jahren sicher nicht gegeben. Es müssen deutlich mehr gewesen sein. Allein auf Grund dieser Annahme wäre eine schlichte steinzeitliche Besiedlung Seebachs durchaus realistisch. Und das wären dann Leute gewesen, welche auf die eine oder andere Art irgend etwas Landwirtschaft betrieben haben müssten.
Landwirte von 550 bis 15 v. Chr.
Die Landwirte zwischen 550-15 v. Chr. waren ein kunterbuntes Völkergemisch keltischer Kultur und die Zahl ihrer Höfe dürfte 7 kaum überschritten haben. Mehr über ihre Lebensweise siehe unter Keltenhöfe! Namen dieser Landwirte sind nicht überliefert, da die keltische Kultur alles Schriftliche weitgehend mied. Dies wird gelegentlich zum Anlass genommen, dass Seebach nur ganz kurz um 550 v. Chr. bewohnt und danach wieder unbewohnt gewesen sei.
Es ist fest zu halten, dass die Kelten nicht wegen ihrer Primitivität kaum etwas Schriftliches hinterliessen. Vielmehr war es Teil ihrer Ã?berlebensstrategie, die den Zweck verfolgte, in einer Welt der wandernden Völker dem Feinde nichts zu hinterlassen, welches ihm das Aufholen des technischen Rückstandes ermöglichte. Die Kelten waren hervorragende Handwerker, Kunsthandwerker und verstanden es, das Eisen zu verhütten, was ihnen ermöglichte, viel besseren Waffen und für die Landwirtschaft viel leistungsfähigere Pflüge herzustellen. Sie verhielten sich also ganz ähnlich wie die Rebellen im bekannten Roman «Fahrenheit 454»: Sie kannten alles im Kopf und gaben ihr Wissen mündlich an die Nachfahren weiter. Da die Fähigkeiten damals vor allem handwerklicher Natur waren, war das weiter kein Problem.
Nochmals kurz zurück zur Frage, ob Seebach am Ende der Hallstattzeit weiter bewohnt war: Die OGS geht klar davon aus, dass es in Seebach eine schwache Siedlungskontinuität gab, die etwa im Rahmen der frühen Siedlung lag. Diese legt sie in den Bereich von etwa drei Höfen mit vielleicht 25 Personen. Diese betrieben zur Hauptsache Landwirtschaft.
Landwirte von 15. v. Chr. bis 402 n. Chr
Die Landwirte für die Zeit von 15 v. Chr. bis 402. n. Chr. sind für Seebach zwar nicht bewiesen, aber es gibt indirekte Hinweise, dass es sie gegeben hat. Darauf weist die mutmassliche römische Baute auf dem Bühl hin, welcher im Jahre 1868 von Kantonsarchäologe Ferdinand Keller ausgegraben wurde. Aber auch die vermutete Keltensiedlung am Abhang des Bühls, welche von den Römern ab 15.v. Chr. kontrolliert und allenfalls mit einer Mutatio ergänzt wurde, deuten an, dass es in Seebach während dieser Zeit einen oder sogar zwei kleinere Gutshöfe gegeben hat, welche sich aus den überlebenden Keltenhöfen weiterentwickelt haben.
Von dieser Annahme ist auch der bekannte Römerforscher Dr. Walter Drack ausgegangen, nur hat er den oder die römischen Gutshöfe in Seebach nie gefunden, da er explizit nach steinernen Ã?berresten suchte. Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass allfällige Seebacher Gutshöfe noch dürftiger ausgebaut waren als derjenige in Ã?rlikon, sodass die ganze Anlage in Seebach wohl als reine Keltensiedlung weiterlebte. Steinbauten dürften ausser der mutmasslichen römischen Baute auf dem Bühl keine erstellt worden sein. Auch die römische Baute auf dem Bühl ist auf die letzte Phase der römischen Besetzung Seebachs anzusetzen.
Es kann somit angenommen werden, dass in der seit längerem bestehenden Keltensiedlung ein paar wenige Bauernfamilien gelebt haben, die alle unweit der späteren Binzmühle siedelten und vermutlich im Bereich der Stoffelstrasse wohnten. Weder die Landwirte noch deren Namen sind gesichert oder überliefert. Es gibt lediglich einen Indizienbeweis, dessen Boden zwar nicht tönern, aber auch nicht gerade felsig ist.
Obwohl die Schrift den Römern durchaus bekannt war, so beschränken sich die schriftlichen Ã?berlieferungen aus jener Zeit fast ausschliesslich auf die Kriegsführung, die hohe Politik in Rom, die Literatur und die Kultur. Auch diese beschränkte sich auf das Naheliegende und Wesentliche und da gehörten die Namen der 7 Bauernfamilien in Seebach nicht dazu. Seebach wurde in Rom nie aktenkundig, da es während der Römerzeit nie in nennenswerte kriegerische Handlungen verwickelt war. Die mutmassliche römische Baute auf dem Bühl zeigt aber doch, dass mit solchen gerechnet wurde.
Seebach gilt streng wissenschaftlich gesehen, während der ganzen Römerzeit als unbewohnt. Die Ã?berreste einer mutmasslichen römischen Baute auf dem Bühl gelten als zu vage und werden bis heute ignoriert. Die paar Streufunde aus der Römerzeit gelten als von Wagen gefallene Bruchstücke oder Gegenstände, die dabei zerbrachen und zwar ohne jeglichen Zusammenhang mit einer Siedlung. Anerkannt wird lediglich, dass die Römerstrasse von Zürich nach Kloten durch Seebach führte und dass es ab Seebach eine römische Strasse nach Rümlang gab und allenfalls eine nach Affoltern.
Landwirte von 402 bis 800 n. Chr.
Diese Landwirte hat es in Seebach sehr wohl gegeben, doch sind alle Annahmen über sie reine Spekulation. Schon Jakob Winkler schrieb 1925 in seinen «Beiträgen zur Rechtsgeschichte von Seebach»: "Ã?ber diese Zwischenzeit herrscht tiefes Dunkel". Man beachte den feinen Unterschied: Er schrieb nicht, dass Seebach während dieser Zeit unbewohnt gewesen sei! Man kann davon ausgehen, dass nach 402 bis 800 die wenigen Bewohner, der vermuteten Mutatio und der aus Holz erbauten Bauernhöfe Nachkommen der keltisch ausgerichteten Ureinwohner und einzelner römischer Zuwanderer waren und dass sich deren Anzahl gesamthaft um allerhöchstens 30-40 Personen bewegte, Kinder und Alte eingeschlossen. Das ergäbe etwa 5 bis 7 Höfe, welche sich im Gebiet der Stoffelstrasse, nahe der späteren Binzmühle befunden haben könnten.
Davon ist aber bis heute nichts bewiesen. Es ergibt sich einfach aus der Logik und bleibt bis auf weiteres reine Vermutung. Namen dieser Landwirte sind dementsprechend nicht überliefert. Da diese Bauern während Jahrhunderten nichts hinterliessen, was ihre Anwesenheit beweisen könnte, gehen viele davon aus, dass Seebach von 449 v. Chr. bis 1211 n. Chr. unbewohnt war. In der Wissenschaft wird nicht geglaubt und nicht vermutet. Entweder hat man hieb- und stichfeste Beweise für eine Besiedlung oder dann gab es keine solche Besiedlung. So einfach machen es sich gewisse Leute.
Dass diese Ansicht durchaus falsch sein kann ergibt sich wiederum aus der Logik, denn auch ihre Vermutung, dass Seebach unbewohnt war, ist eine reine Annahme und kein wissenschaftlicher Beweis. Wenn Winkler schreibt, dass die Geschichte Seebachs im tiefen Dunkel liege, dann ist eine durchgehende Besiedlung ebenso wahrscheinlich wie gar keine. Seit etwa 1965 ist man allerdings bereit, ab etwa 1050 eine Besiedlung anzuerkennen, da dies durch die Ausgrabungen bei der Niklaus-Kapelle indirekt angenommen werden muss, denn wo eine Kirche war, da lebten auch Menschen. Mit den Ã?berresten einer römischen Baute auf dem Bühl und dem Strassennamen «Strasse zur Burg» sowie mit gewissen Flurnamen gibt es aber weitere Hinweise auf eine Besiedlung während der Römerzeit.
Landwirte von 800 bis 1219 n. Chr.
Auch die Landwirte für die Phase 800 bis 1200 sind in Seebach nur indirekt nachgewiesen, aber in jedem Falle mit grösserer Sicherheit als jene der vorangehenden Phasen. Dafür spricht einerseits die Siedlungsgeschichte des gesamten schweizerischen Mittellandes, die heute ganz eindeutig eine alemannische Besiedlung ab etwa 500 n. Chr. annimmt und von einer Landnahme der Alemannen zwischen 500 und 800 in 3 Stufen ausgeht.
Ganz schematisch kann man die Ortsnamen aufgrund ihres Namenbaus jeweils einer Stufe zuordnen, wobei Schemanamen wie etwa Seebach der 3. Ausbaustufe oder Innenkolonisation zugeordnet werden und um das Jahr 800 oder etwas später anzusetzen sind. Die Fundamente der Niklauskapelle gehen auf etwa 1050 zurück und vor dem Bau einer Kirche muss es zuerst eine ausreichend grosse Anzahl Bewohner gegeben haben. Dies weist, wie das auch Ernst Benninger vermutet, auf eine früheste alemannische Besiedlung um 800 hin. Man kann davon ausgehen, dass für Seebach das Jahr 800 realistisch ist.
Damit ist dann aber lediglich gemeint, dass ab diesem Jahr die Zuwanderung alemannischen Nachwuchses aus Platzgründen von den älteren Nachbarsiedlungen erfolgte und dass sich diese Zuwanderer nach und nach mit den ganz wenigen früheren, gallorömisch sprechenden Ureinwohnern mischten. Bis heute konnte die OGS fünf Landwirte ausfindig machen, welche dieser Zeitperiode zugeteilt werden können. Sie sind alle in Form von sehr alten Flurnamen bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. Einen hunderprozentigen Beweis stellen die Flurnamen natürlich noch nicht dar, aber die Verdachtsmomente sind eindeutig.
Sie gehen zurück auf die Namen eines Etto, welcher auf dem Asp an der Seebacher Grenze einen Acker hatte, sowie auf einen Benno, welcher mit dem Bennenried schon vor 1200 seine Spuren hinterlassen haben könnte. Ein dritter dürfte der Botho (Bodo) gewesen sein, welcher in der Bothewies überliefert ist, einen vierten namens Recko im Reckenholz und ein fünfter namens Manno in der Manrüti oder Mannrüti.
Beim Etto (auch Atto geschrieben) ist dieser Verdacht etwas erhärtet, indem es auf der Asp auch eine Novale uf Ebanode gab, welche ebenfalls 1295 im Urkundenbuch Zürich (UBZ) erwähnt wird. Damit ist der Hinweis gegeben, dass dort kurz zuvor gerodet wurde, was auf den Neuzuzug eines Alemannen hinweist. Der nahe Ettenacker weist dann auf dessen Name hin: Acker des Etto. Da beide Flurnamen auf 1295 datiert sind und diese Datierung natürlich nicht am Tag der Rodung erfolgte, sondern rein zufällig und sicher auch später, ist die Festlegung einer Jahreszahl für den Zuzug des Etto nach Seebach auf etwa 1100 oder etwas später anzusetzen. Ettenacker zeigt ja auch, dass der Name entstanden sein muss, als die Familiennamen noch nicht üblich waren, also vor 1200, denn Etto ist ja ein Ruf- oder Vorname. Bestätigt wird dieser Landwirt namens Etto durch das zweite Ettenfeld 2 hinter dem Riedenholz, welche im Gegensatz zum Ettenfeld bei der Schaffhauserstrasse nicht auf einem Schreibfehler beruht.
Der zweite Verdacht findet sich im Bennenried, welches auch als «des Bennen Ried» oder «Ried des Benno» gedeutet werden kann. Dann hätten wir mit dem Benno noch einen zweiten Kandidaten, der weiter zurück reicht als die erste urkundliche Erwähnung Seebachs und die überlieferte Geschichte Seebachs noch um vielleicht 100 Jahre früher ansetzen liesse.
Ein dritter alter Seebacher Flurname an der Grenze zu Affoltern ist die Bothewies, welche als Wiese des Bode oder Bothe (Bodo, Botho) zu deuten ist. In den alten Flurnamen, welche noch nach dem Vornamen des Besitzers benannt wurden, hat Seebach also noch einiges Potenzial, seine erste urkundliche Erwähnung zumindest indirekt noch etwas vorzuverlegen. Da die Bothewies direkt an die Grenze zu Affoltern lag und der Standort des Hofes des Botho nicht bekannt ist, müssen wir den Botho wohl mit den Affoltemern teilen.
Ein vierter alter Seebacher Landwirt versteckt sich womöglich hinter dem Flurnamen Reckenholz, der mit «des Recken Holz» = der Wald des Recko erklärt werden kann. Er passt so perfekt in das bereits dreimal erwähnte Schema, dass diese Deutung durchaus plausibel ist. Als Seebacher dürfen wir ihn bezeichnen, weil das Reckenholz früher bis nach Seebach reichte. Wo sein Hof genau lag ist allerdings offen. Den Recko müssen wir also ebenfalls mit Affoltern teilen.
Ein fünfter alter Seebacher Landwirt war vermutlich der Manno, welcher eine Rodung auf der Asp vornahm und dort einen Hof errichtet haben dürfte. Sozusagen der Gründer der Waldegg. Er ist im Flurnamen Manrüti, auch Mannrüti gesichert. Dieser ist erstmals urkundlich geworden im Jahre 1295. Ebenfalls sind Spuren des mutmasslichen Manrütihofes gesichert. Siehe dort! Da dieser Hof auf Grenzgebiet lag, müssen wir den Manno wohl mit Rümlang teilen.
Damit stehen vorerst fünf Landwirte fest, welche schon vor 1200 in Seebach gebauert haben dürften:
- Etto um 1100+ (des Etten Acker, des Etten Feld) - Bode um 1100+ (des Bothen Wis) - Benno um 1100+ (des Bennen Ried) - Recko um 1100+ (des Recken Holz) - Manno um 1100+ (des Mannen Rüti)
Quellen: - Ernst Benninger 2001, 32, 78 - OGS-eigene