Landwirtschaft – Landwirte von 1900 - heute – historisch
Ausserdorfstrasse 19, später 45. Voller Name Gotthilf Siegfried-Guggenbühl. Er trug den scheinbar nicht eben freundlich klingenden Übernamen «Grossmufti von Seebach». Hierzu ist aber eine Ergänzung anzubringen. Den Übernahmen hat er nicht etwa aus Neid bekommen, sondern aus Respekt vor seinen klugen Entscheidungen. Im Arabischen ist ein Mufti nämlich eine Person, welche in Rechtsfragen entscheidet, dort natürlich eher im religiösen Bereich. Da Gotthilf Siegfried auch einige Ländereien besass, setzte man noch einen obendrauf und nannte in Grossmufti. Damit ist diese Bezeichnung für den Mann gar nicht so unfreundlich, sondern vielmehr beschreibender Natur.
Ursprünglich war er Bauer und bewohnte das inzwischen über dreihundert Jahre alte Bohlenständerhaus, heute eine einmalige Rarität in Seebach. Leider erhielt der bekannte Seebach-Forscher Ernst Benninger zum Bohlenständerhaus eine Fehlinformation bezüglich des Alters, sodass er dieses Haus und die Geschichte der Siegfrieds für seinen Beitrag «Häuser und ihre Geschichte» im Buch «Unser Seebach» nicht näher untersuchte.
Gotthilf Siegfried schenkte dem Quartierverein drei Parzellen in Oberhasli, welche die beiden Namen «Im Ebnet» und «Frohlocketen» tragen. Ein gewisser Siegfried vom Ausserdorf war auch ab und zu im Frohsinn anzutreffen und soll dort nicht selten eine Runde Freibier offeriert haben. Ob dies der Gotthilf Siegfried war oder ein anderer, ist noch nicht geklärt. Diese Information stammt aus dem Jahre 1960. Im weiteren soll der Vater von Gotthilf Siegfried eine Zeit lang die Rolle des Fleischausrufers wahrgenommen haben. Diese Information erhielt die OGS indirekt, sie ist noch nicht bestätigt, doch wird das noch abgeklärt. Wie schon erwähnt, hatte er eine Tochter namens Gret, die mit ihrem Mann Erich Lang und den beiden Kindern seit langem zum Haus schauen und es vorbildlich restauriert haben.
Das Erscheinungsbild des ganzen Gehöftes ist mit Sicherheit das Lieblichste, das Seebach her zeigen kann und vermittelt einen Eindruck, wie das Ausserdorf heute aussehen könnte, wenn alle Liegenschaftenbesitzer dem Beispiel gefolgt wären und zur historischen Bausubstanz Sorge getragen hätten. Leider hatten fast alle Bauherren an dieser Strasse keine ideellen, sondern eher weltliche Ziele und so wird das liebliche Ausserdorf immer mehr zu einer Häuserschlucht mit Schuhschachtel-Wohnblöcken. Wie sagte doch Theo Lingen stets? Traurig, traurig! Oft liegt es auch daran, dass Besitzer historischer Bausubstanz im Alter ihre Liegenschaft verkaufen (müssen) und der neue Besitzer keinen Bezug zum alten Seebach hat. Welch unerfreuliche Entwicklung das Ausserdorf aber derzeit durchmacht, sieht man an den laufend neu erstellten Häusern, die jegliches Geschichtsbewusstsein für den historischen Dorfteil vermissen lassen.
Zum 300. Geburtstag übergab der Quartierverein Seebach die Geschichte des Hauses in der Form einer kleinen Broschüre den Hausbesitzern und veranstaltete am 19. August 1967 ein grosses sogenanntes Siegfriedfest. Mehr dazu siehe unter Erich Lang, Lang und Cie. und Siegfried-Haus!