Bauernhof. Seebacherstrasse. Alte Assek-Nr. 43. Erbaut vor 1689, abgetragen 1880. Da Ernst Benninger schreibt, das Gut sei seit 1689 nachweisbar, bedeutet dies, dass man zwischen diesem Gut und dem Spitalergüetli doch einen Unterschied machen muss, denn das Spitalergüetli ist schriftlich bereits seit 1549 im Fraumünster Urbar nachgewiesen, während das Bauernhaus in den hiesigen Unterlagen erst seit 1689 nachgewiesen ist.
Es ist also dieser Umstand, welcher Ernst Benninger noch etwas zweifeln liess, ob die beiden Höfe identisch seien. Er schreibt denn auch, dass die Zuordnung des Gehöftes zum «Spitalergüetli» noch nicht ganz sicher nachgewiesen werden konnte. Beim bekannt guten Gespür des Ernst Benningers beim Abklären der Seebacher Geschichte darf man aber annehmen, dass die Wahrscheinlich bei 90 bis 99% liegen dürfte.
Das Haus stand an der Seebacherstrasse und lag zwischen dem Bauernhof der Klöti/Gossweiler/Kuhn-Sippen und der sogenannten Zehntenscheune bei der Abzweigung der Schwandenholzstrasse. Er ordnet ihn von der geringen Grösse her als zum Klöti/Gossweiler/Kuhnhof gehörend ein, welcher ein alter Abteihof war.
1549 war er im Besitz von Ueli Meyer und 1551 von Rüdy Sieber, dem Stammvater der Seebacher Sieber. Dieser gehörte in Seebach bereits zu den Grossgrundbesitzern. Er wohnte aber im Sieberenhof und nicht im Spitalergüetli. Dieses musste folglich weiter verpachtet worden sein.
Im Fraumünster Urbar von 1549 steht: "Item Spitaler gütli namlich hus und hofstatt, bomgarten zusampt der Schür zu Seebach, stosst an die landstrass, hinden an Heini Broglis bomgarten". Mit der landstrass war die Seebacherstrasse gemeint und mit Heini Broglis bomgarten der Baumgarten des Heinrich Brogli. Dieser wohnte seit dem 29. Januar 1552 an der Buhnstrasse 11, wo er das Michelsgüetli erwarb. Sein Baumgarten befand sich westlich des Michelsgüetli und umfasste Teile des dortigen Abhangs, heute durch den Sonnenrain, die Seebacher- und die Buhnstrasse begrenzt. Damit ist der präzise Standort des Spitalergüetli eigentlich gesichert und befand sich tatsächlich hinter dem Baumgarten des Heinrich Brogli. Ein gezeichneter Ortsplan von Seebach in «Unser Seebach» auf Seite 19 für das Jahr 1798 zeigt denn auch, dass es dort keine weiteren Höfe gab, welche als Spitalergüetli in Frage gekommen wären.
Seit 1780 sind die Namen der beiden Bebauer des Güetli bekannt: Heinrich Sieber, geboren 1760, Zimmermann und Heinrich Attinger, Zimmermann, dem späteren Wirt des vorderen Wirtshauses. 1866 geht das Haus bis zum Abbruch im Jahre 1880 an den Neubürger Jacob Gerteis über.
Zuletzt sei noch die Frage angeschnitten, wie das Gut zu seinem Namen kam. Spitaler ist ein Familienname, welcher in Ã?sterreich und Bayern sehr verbreitet ist. In der Schweiz ist er hingegen äusserst selten. Es muss deshalb angenommen werden, dass der Hofgründer aus Ã?sterreich oder Bayern herkam. Und das müsste deutlich vor 1549 gewesen sein, denn damals gehörte das Gut bereits seit einiger Zeit Ueli Meyer. Da jedoch ein Spitaler in den Seebacher Famiennamensammlungen fehlt, war es wohl eher der Name des Besitzers und nicht des Pächters.
In Ã?rlikon gab es einen 'Spittaler Hof', welcher in der Orts-Chronik von Armin Bollinger auf Seite 16 unten erwähnt wird. Auch wird dort ein 'Spitaler Halbmannwerch' erwähnt, was andeutet, dass angesichts der Seltenheit des Namens zwischen dem Spittaler Hof in Ã?rlikon und dem Spitaler Güetli in Seebach ein Zusammenhang bestanden haben könnte, indem der Besitzer des Seebacher Spitalergüetli in Ã?rlikon wohnte. Leider erwähnt Armin Bollinger dazu keine genauen Jahreszahlen, doch beschreibt er in diesem Abschnitt die Zeit um 1300 und etwas später.
Somit liegt man nicht falsch, wenn man davon ausgeht, dass der Hof vor 1500 erbaut wurde, denn er wurde ja als Teil eines grösseren Abteihofs genannt. Nach 1529, dem Jahr der Vollendung der Reformation in Zürich gab es keine Abteihöfe mehr. Die Zusammengehörigkeit der beiden Höfe wird indirekt auch dadurch dokumentiert, als sie 1932 als einziges Grundstück ausgewiesen wurden.
Mit einem Abbruchdatum von 1880 wäre es theoretisch möglich gewesen, dass von dem Haus auch eine Foto angefertigt wurde, doch war damals das Fotografieren noch eine ziemlich teure Sache, die für ein dem Abbruch geweihtes altes Bauernhaus nicht infrage kam. Das kann auch daran erkannt werden, dass es keine Fotos von Seebacher Häusern gibt, die vor 1880 erstellt wurden.