Deutung: Matte hatte früher zwei Deutungen: Wiesen, die zum Mähen gedacht waren, weil sie meist höher gelegen sind, daher auch gelegentlich die Definition Bergwiese. Daneben gab es aber auch noch jene Matten, welche nahe bei Feuchtgebieten lagen, also eher in der Ebene. Auch sie waren zum Mähen bestimmt, aber aus einem anderen Grund.
Der Flurname Mattacker wurde nicht irgendwann zu Beginn des letzten Jahrhunderts gebildet, wie Benninger in seinem Flurnamenbuch vermutet, sondern dürfte einiges älter sein. Das Argument liefert er gleich selber: "Der alte Ausdruck «Matte» ist in Seebach schon früh durch das jüngere Wort «Wiese» verdrängt worden". Das bedeutet konkret, dass der Mattacker folglich ein ziemlich alter Flurname ist, denn unter diesem Umständen muss Matt als Apellativum und nicht bloss als Bestimmungswort verstanden werden. Dieses Phänomen findet man in zahlreichen weiteren Flurnamen in Seebach, die oft lange Zeit nur mündlich überliefert wurden. Mattacker bedeutet folglich Acker an einer Matte, wobei Matte hier als feuchte Wiese zu verstehen ist. Es gibt dieses Wort im Althochdeutschen als «mato» und im welschen Patois als «mede». Diese sind sinnverwandt mit Mahd, Mädli, Maden und mähen und belegen sehr schön die Deutung Wiese, die zum Mähen bestimmt ist.
Die Matte als germanisches Wort wurde durch die Wanderung der Alemannen zu uns gebracht und bedeutet in dieser Sprache eine trockene Wiese, die ausschliesslich gemäht wird und das Heu für den Winter liefert. Die von der Urbevölkerung unserer Gegen benannte Matte lag zwangsläufig im Flachland, war daher meistens feucht bis nass, was vor allem an der damaligen Landschaft lag, die noch nicht trocken gelegt war. Bis um die Zeitenwende lebten in unserer Gegend gallorömisch sprechende Ureinwohner. Gallorömisch ist eine Art mittellateinisch mit starkem keltischen Akzent. Diese nannten ihre feuchten Wiesen «mat», was feucht bedeutete (Bahlow 1985, 322). Diese Wiesen lagen meist entlang von Sümpfen. Die Ureinwohner bewohnten die Lagen in den Talschaften. Sie schnitten ihre Matten mehrmals im Jahr zur Heugewinnung. Diese Matten waren für das Vieh somit nicht zugänglich.
Als die Alemannen einwanderten, waren sie gezwungen, in etwas höhere Lagen auszuweichen, um ihre Höfe anzulegen, da die flachen Lagen ja bereits durch die Gallorömer besetzt waren. So entstanden die beiden Formen der Matte, die gallorömische, feuchte und die alemannische, trockene und meist höher gelegene. In der deutschensprachigen Westschweiz ist diese Unterscheidung noch bekannt, während sie in der Nordostschweiz verloren ging (Kristol LSG 2005, 89). Bei der Deutung der Matte-Flurnamen ist daher zuerst darauf zu achten, ob sie alemannischer oder gallorömischer Abkunft sind, wozu ortsgeschichtliche Kenntnisse oft weiter helfen. Generell sind höher gelegene Matten eher alemannisch und tiefer gelegene eher gallorömischer Abkunft.
Das bedeutet aber nicht zwingend, dass sie auch so alt sind. Sowohl Keltisch wie Alemannisch sind indogermanische Sprachen und besitzen daher viel Ähnlichkeit bei vielen Wortstämmen. Das zeigt auch das Wort Matte bzw. mat. Als sich Ureinwohner und Alemannen näher kamen und sich zu mischen begannen, vermischte sich auch die Bedeutung dieses Wortes, daher die heutige Konfusion. Nachdem die beiden Bedeutungen von Wiese und Matte verwischt waren, ging man in Seebach dazu über, nur noch von Wiesen zu sprechen. In Seebach ist besonders schön zu sehen, dass praktisch alle Flurnamen mit Matte an feuchten oder ehemals feuchten Standorten liegen, was klar aufzeigt, dass diese Flurnamen primär von den Abkömmlingen gebildet wurden, welche ursprünglich keltische Wurzeln hatten. Sekundär erhielten noch viele weitere Fluren die Bezeichnung Matt, auch noch sehr viel später.
Fazit: Beim Mattacker ist es wegen der fehlenden Urkundlichkeit völlig offen, ob er nun ein sehr alter Flurname mit gallorömischen Wurzeln ist oder lediglich eine Sekundärübertragung. Da, wie schon weiter oben erwähnt, der Begriff Matte in Seebach schon sehr früh durch das neuere Wiese ersetzt wurde, ist aber von einer älteren Abkunft auszugehen, das wäre zwingende Logik. Möglicherweise hat der Mattacker seinen Namen im späten Mittelalter bekommen, da er als Weideland wegen der Feuchte nicht geeignet war. Das müsste spätestens dann erfolgt sein, als man Wiesen und Matten noch zu unterscheiden verstand. Die älteste mündliche Ã?berlieferung von Mattacker konnte die OGS bis etwa 1880 zurück datieren und zwar im Zusammenhang mit dem Entenweiher. Als Flurname findet er sich erstmals auf dem Gemeindeplan von 1915.
Ernst Benninger hat für diesen Flurnamen trotz aufwändiger Suche keine älteren Belege gefunden. Er sagt aber, wie eingangs schon erwähnt, dass der Begriff Matte in Seebach schon früh in Wiese übergegangen sei und danach für neuere Flurnamen nicht mehr benützt wurde. Demnach kann eine Flur, deren Appelativum oder Bestimmungswort noch Matt oder Matte lautet, nur dadurch zustande gekommen sein, dass sie eben sehr viel älter ist oder aber später sekundär aus einem älteren Flurnamen abgeleitet wurde. Damit müssten nicht abgeleitete Flurnamen, die dieses Appelativum enthalten, 500 bis 800 Jahre alt sein und somit zum ältesten Flurnamengut Seebachs zählen. Bei Mattacker ist aber nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er eine Sekundärbildung oder ein originaler Flurname ist, daher bleibt vorerst offen, aus welcher Zeit der Flurname stammt.
Quellen: - OGS-eigene - Ernst Benninger 2001, 80 - Kristol 2005, 89, Lexikon der Schweizerischen Gemeindenamen (LSG)