OGS Seebach - Beitrag

Wirz, Jakob II
Personen – Kunstschaffender – historisch
27.11.1883-21.12.1972. Mein Grossvater Jakob Wirz wurde noch in Liestal BL geboren. Sein Vater hiess Jacob Wirz, lebte von 1852 bis 1913 und war von Beruf Schneider. Er heiratete 1878 die Crescentia Mayer von Ersberg, heute Ehrsberg-Häg, Baden-Württemberg, Deutschland, doch zogen sie bald danach, das Jahr ist nicht bekannt, nach Rorschach SG, wo Jakob die Schulen besuchte. Er hatte eine Schwester namens Emma, die 1985 zur Welt kam, um 1916 einen russischen Arzt heiratete und 1917 nach Russland auswanderte. Seither wurde von Emma nie mehr etwas gehört. Es gab noch 4 weitere Geschwister, die aber alle in frühen Jugendjahren verstarben.

Die Familie von Jakob Wirz zog dann offenbar weiter nach Zürich, denn 1901 trat er in die Lehre als Maschinenbohrer bei der Werkzeugmaschinenfabrik Örlikon ein. Dies geht aus einem kleinen Nachruf in den Seebacher Nachrichten vom Januar 1973 hervor, nachdem er kurz zuvor verstorben war. Er war ein guter Facharbeiter und wechselte vermutlich um 1920 zur Maschinenfabrik Örlikon (MFO), wo er bis zu seinem Austritt in den späten 1930er Jahren als Werkmeister tätig war.

Danach wollte er in der Musikbranche Fuss fassen und sonst irgendwie künstlerisch tätig sein. An der künstlerischen Ader hat es ihm nicht gemangelt, jedoch an der wirtschaftlichen Umsetzung seiner Sehnsüchte.
Er versuchte schon zuvor ohne finanziellen Erfolg, im künstlerischen Bereich als Maler, Zeichner, Dirigent, Chorleiter bei einem Höngger Männerchor und beim Landi-Trachtenchörli 1939 sowie als Komponist Fuss zu fassen, doch schlugen alle Versuche fehl. In seinem Nachwort steht zu lesen, dass er auch viele Jahre in einem Doppelquartett Seebach-Örlikon mitgewirkt habe, doch konnte die OGS ein solches Doppelquartett noch nicht finden. Möglicherweise wurde damals der Name falsch wiedergegeben, denn es gab und gibt nur ein Doppelquartett des TV Seebach. Ferner wirkte er im Männerchor «Flügelrad» mit, welches möglicherweise identisch war mit dem bereits erwähnten Chor in Höngg. Davon besitzt die OGS noch einige Fotos von einem Festbankett.

Nachdem es ihm nicht gelang klünstlerisch Fuss zu fassen, kehrte er vermutlich um 1947 an den Bodensee zurück und betätigte er sich eine Zeit lang als Fischer, was sich ebenfalls als brotloses Gewerbe erwies. Danach hatte er 1953 Gelegenheit, bei seiner Tochter Alice zu wohnen und deren Kinder zu hüten, was aber nur eine Übergangslösung war. 1954 kehrte er letztlich der Not gehorchend im Alter von 71 Jahren zu seinem Beruf als Maschinenbohrer zurück, den er bis zu seinem 85 (!) Altersjahr ausübte bzw. ausüben musste. Diese Stelle fand er dank seinem alten Bekannten Werner Belz von Goldach in einer kleinen mechanischen Werkstätte in der Gegend von Rorschach. Dort arbeitete er in Teilzeit und hatte Kost und Logis im gleichen Haus. Etwa 1969 zog er dann zu seinem Sohn Jakob Wirz III nach Niederweningen ZH, da ihm das Arbeiten allmählich zu schwer fiel. Sein Bekannter Werner Belz hat für ihn den Umzug besorgt. Doch schon 1971 verkaufte sein Sohn sein Haus aus gesundheitlichen Gründen und zog nach Kreuzlingen TG. In aller Eile musste nun für Jakob Wirz II ein Pflegeheim gesucht werden. Dieses Heim fand man in Üetikon ZH. Bis aber ein Platz für ihn frei wurde, lebte er kurze Zeit erneut bei seiner Tochter Alice Berger-Wirz in Zürich-Seebach, ehe er in das Pflegeheim umziehen konnte. Dort erlitt er dann im Dezember 1972 einen Hirnschlag und wurde danach voll bettlägerig. Er war aber noch bis fast zuletzt ansprechbar und konnte ein einfaches Gespräch führen. Am 21.12.1972 starb er dann im Alter von 89 Jahren.

Die Stationen seines Lebens konnten nur noch indirekt ermittelt werden und sehen wahrscheinlich so aus: Vermutlich wohnhaft gewesen 1883-1890 in Liestal, 1890-1900 in Rorschach, 1900-1934 in Örlikon, 1934-1939 an unbekanntem Ort in Zürich, 1940-1952 in Rorschach SG, 1953 in Zürich-Seebach, von 1954-1968 wieder in Rorschach SG, von 1969-71 in Niederweningen ZH, dann noch einige Wochen in Zürich-Seebach und zuletzt noch einige Monate in Üetikon ZH. Er heiratete am 30. Mai 1911 im Basler Münster Pauline Büchi aus St. Gallen. Das Paar hatte zwei Kinder. 1912 den Jakob (mein Onkel) und 1922 die Alice (meine Mutter).

Leider sind seine zahlreichen Zeichnungen und seine Aufzeichnungen von eigenen Marschmusik- und Ländler-Kompositionen wegen seinen zahlreichen Umzügen und den damit verbundenen Entrümpelungen den Weg alles Irdischen gegangen, sodass es heute müssig ist, über den künstlerischen Wert seiner Arbeit zu sprechen. Ich habe aber die Mutter noch gehört, wenn sie auf der Handorgel seine Kompositionen nachspielte und auch einige seiner Bilder und Zeichnungen sind in bildhafter Erinnerung.

Ein Portrait von mir als kleiner Junge konnte die Mutter an sich nehmen, ehe es den gleichen Weg ging, siehe nebenan! Jakob Wirz ist hier nicht aufgeführt, weil er mit mir verwandt ist, sondern weil er eben doch auch ein Künstler war und zeitweise in Seebach wohnte. Er brachte mir das Zeichnen bei, daher repräsentieren meine Zeichnungen bis zu einem gewissen Grade auch die Schule des Opas. Darüber hinaus hat er mir schon in ganz jungen Jahren das Interesse für Stern-, Länder-, Erd-, Gewässer- und Wetterkunde in die Hände gelegt und damit schon sehr früh meine Hauptinteressen für alle Zeiten festgelegt.

Von Jakob Wirz haben neben zahlreichen Fotos auch noch sein Schulzirkel von 1897, sein Feldstecher aus der Zeit um 1910, seine Familienbibel von 1911 sowie eine 40-seitige Zusammenfassung der Auswanderungsgeschichte seines Schwagers Albert Büchi aus der Zeit von 1909-12 überlebt. Den Zirkel hat mein Sohn Robert als Kuriosum während seiner Schulzeit benützt und sowohl Lehrer wie Mitschüler gleichermassen ergötzt. Leider ist er bis heute verschollen.

Quellen:
- OGS-eigene

Jakob Wirz II (1903), seine Frau Pauline Büchi

Pauline Büchi (rechts), die spätere Frau des Jakob Wirz II, zusammen mit ihrer Jugendfreundin.

Jakob Wirz II (1910), sein Feldstecher

Dies ist der Feldstecher, welchen mein Grossvater über all die Jahrzehnte benützte, wenn er durch Berge, Wald und Wiesen wanderte. Er benützte ihn vor allem zum Beobachten der Vögel und der Planeten. Heute bildet er das Schmuckstück meiner Vitrine.

Jakob Wirz II (1911), die Familienbibel

Dies ist die Familienbibel von Jakob und Pauline Wirz-Büchi. Sie ist inzwischen über 100 Jahre alt und enthält die vollen Namen und die Herkunft einiger Vorfahren der Familien Wirz und Büchi.

Jakob Wirz II (1916), sein Sohn

Der Sohn des Jakob Wirz II beim Spielen in Rorschach SG.

Jakob Wirz II (1947), sein Enkel

Dieses Gemälde von Jakob Wirz II ist das einzige überlebende Gemälde meines Grossvaters. Es zeigt mich (Arnold Wirz) im Alter von etwa 4 Jahren.

Jakob Wirz II (1950)

Das Bild zeigt Jakob Wirz II um 1950 im Alter von 67 Jahren.

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