OGS Seebach - Beitrag

Stauffer, Serge und Doris
Personen – Kunstschaffender – historisch
Serge Stauffer wurde geboren am 8. Juni 1929 in Luzern und verstarb am 17. September 1989 in Zürich. Serge war sein Künstlername, offiziell lautete seine Vorname Werner Oscar. Serge Stauffer absolvierte eine Ausbildung zum Fotografen bei Hans Finsler und Alfred Willimann an der Kunstgewerbeschule Zürich. Dort lernte er seine spätere Frau Doris Klötzer kennen. Er heiratete sie 1954. Die beiden hatten drei Kinder: Veit, Salome und Monika, wovon Veit und Salome auch in der OGS ihren eigenen Beitrag haben. Serge Stauffer lebte mit Frau und Kindern viele Jahre an der Buhnstrasse 21, vormals Seebacherstrasse 83, in einem historischen Gebäude, welches aus dem Jahre 1567 stammte.

Erste künstlerische Bekanntheit erlangte Stauffer durch seine Übersetzung des Theaterstücks «Die kahle Sängerin» von Eugène Ionesco, welches 1956 u. a. mit Daniel Spoerri im Klein-Theater Bern uraufgeführt wurde und 1959 beim Luchterhand Verlag erschien.

Als Fotograf arbeitete Serge Stauffer im grafischen Atelier von Josef Müller-Brockmann und kehrte 1957 als Lehrer für Fotografik und experimentelle Fotografie an die Kunstgewerbeschule Zürich zurück. 1957 bis 1964 gestaltete er Ausstellungen, Kataloge und Plakate, und wirkte auch bei der von Max Bill organisierten Ausstellung «Dokumentation über Marcel Duchamp» (1960) im Kunstgewerbemuseum Zürich mit.

Stauffers frühes künstlerisches Werk umfasst auch das Spielobjekt «Jardin public», das 1961 beim Moderna Museet in Stockholm erschien. Von 1962 bis 1964 betrieb er anhand von geometrischen Zeichnungen und Fotogrammen umfassende Studien zu optischen Täuschungseffekten, die er geometrisch-optische Täuschungen nannte. Siehe dazu das nebenstehende Bild Nr. 6!

1964 bereitete Serge Stauffer zusammen mit Hansjörg Mattmüller den Aufbau einer künstlerischen Experimentierklasse vor. 1965 nahm diese Klasse als F+F (für «Form und Farbe») ihren Betrieb an der Kunstgewerbeschule Zürich. Nachdem der von Doris Stauffer eingeführte Kurs Teamwork bei der F+F wieder abgeschafft werden sollte und die Weiterführung der Klasse auch sonst 'von unannehmbaren Bedingungen abhängig gemacht' wurde, beschlossen die Klasse und Lehrer im Klassenrat im März 1970 gemeinsam die Auflösung der Klasse F+F und die Kündigung des Lehrkörpers. Gemeinsam überführten darauf Bendicht Fivian, Peter Gygax, Peter Jenny, Hansjörg Mattmüller, Doris und Serge Stauffer im Januar 1971 die Klasse F+F in die private Kunstschule F+F Schule für experimentelle Gestaltung.

Wie Tom Holert beschreibt, suchten Künstler wie Allan Kaprow, Nam June Paik, Asger Jorn oder der Philosoph und Künstler Piero Simondo seit den 1950er und 1960er Jahren nach Möglichkeiten einer künstlerischen Forschung. Auch Stauffer arbeitete schon während seiner Zeit als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Zürich an Konzepten zu Kunst als Forschung. 1968 hielt er an einer Tagung des Schweizerischen Werkbundes einen Vortrag über den Künstler als Forscher und unter dem Titel Thesen zu Kunst als Forschung präsentierte er seine Überlegungen 1976 während einer Ausstellung der F+F im Foyer des Kunsthauses Zürich. 1978-79 hatte Stauffer einen Lehrauftrag zu «Kunst als Forschung» an der kunsthistorischen Abteilung der Universität Zürich inne. Schliesslich erschien der Aufsatz Kunst als Forschung 1981 in der Publikation «Genie gibt's" Die siebziger Jahre an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung».

Von 1956 bis 1967 führte Stauffer einen Briefwechsel mit Marcel Duchamp und erforschte dessen Werk. Dazu veröffentlichte Stauffer 1973 das Buch Ready Made - 180 Aussprüche aus Interviews mit Marcel Duchamp, und gab zusammen mit Theo Ruff 1981 Die Schriften - Zu Lebzeiten veröffentlichte Texte mit übersetzten und faksimilierten Texten von Marcel Duchamp heraus. Postum erschien 1992 der von ihm konzipierte Band «Marcel Duchamp: Interviews und Statements».

Mit dem Schweizer Künstler und Poeten André Thomkins verband Stauffer eine lebenslange Freundschaft, aus der ein umfangreicher Briefwechsel hervorging. Diese Freundschaft wird dokumentiert in der 1985 erschienen Thomkins-Monografie Oh! Cet Echo!. Neben André Thomkins hatte er noch weitere Künstlerfreunde wie Karl Gerstner, Daniel Spoerri Dieter Rot. In diesem Umfeld bewegte sich auch Jean Tinguely.

Der wohl prominenteste Schüler von Serge und Doris Stauffer war um 1979 der Sänger Stephan Eicher, der dies mehrmals als wichtigen Einfluss und als Ermutigung zu Protokoll gab.

Serge Stauffer gilt als experimenteller Künstler und hatte sein grosse Zeit in den 1950er bis 1980er Jahre. Das Werk von Serge Stauffer wird heute zu Unrecht etwas vernachlässigt und es wurde auch nur teilweise veröffentlicht.

Ein Teil des künstlerischen Nachlasses von Serge Stauffer befindet sich im Duchamp-Kabinett der Staatsgalerie Stuttgart. Stauffers Werk und seine Arbeiten zu «Kunst als Forschung» sind auch Gegenstand eines 2011 lancierten Forschungsprojekts am Institut für Gegenwartskunst der Zürcher Hochschule der Künste mit dem Ziel, das Leben und Wirken des Künstlers einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dieses Projekt mündete schliesslich in einer Ausstellung, welche ab 15. Februar bis 14. April 2013 im Helmhaus zu besichtigen ist. Den gesamten übrigen Nachlass werden Doris Stauffer und ihre drei Kinder demnächst an die Grafische Sammlung der Nationalbiblithke Bern als Schenkung übergeben.

Den Anfang des Forschungsprojekts bildete eine dreimonatige Recherche mit Sichtung des Nachlasses von Serge Stauffer. Dem folgt nun eine Aufarbeitung des Nachlasses in Zusammenarbeit mit einem Archiv und von Februar bis April 2013 eine Ausstellung im Helmhaus Zürich mit Begleitpublikation.

Rückblickend erscheint Serge Stauffer als visionärer Akteur, der gleichzeitig als Künstler, Performer, Kurator, Autor, Übersetzer, Lehrender und Archivar amtete. Sein Werk zeugt von Humor und Ernsthaftigkeit, von Genauigkeit und Grenzen sprengendem Weitblick. Dazu stand er mit Marcel Duchamp in Kontakt, über den er auch forschte und mehrfach publizierte. Mit André Thomkins pflegte er eine lebenslange Freundschaft.

Als Forscher arbeitete Serge Stauffer seit Ende der 1960er Jahre an einem utopischen Konzept, welches dem Künstler in der Gesellschaft eine neuartige Rolle als Forscher zugesteht. Er entwickelte spezifisch für die Kunst Ideen zur Ermittlung der Prozesse des Erarbeitens von Wissen, und sah in diesem Programm auch konkrete Umsetzungen vor, die einer akademischen Wissensproduktion entsprechen. Im Artikel «Kunst als Forschung» (1981) skizzierte er seine (auch feministische!) Vision, die er an der von ihm mitgegründeten freien Kunstschule F+F zu verwirklichen suchte

Projektleitung: Michael Hiltbrunner
Praktikum: Ludovica Cadario
Projektpartner: Familie Stauffer, Helmhaus Zürich u.a.

Doris Stauffer-Klötzer, geboren am 21. Juli 1934 in Amden SG, verstarb am Mittwoch, den 26. April, am frühen Abend in Zürich. Doris Stauffer hatte an diesem Abend noch Gäste bekocht und während sie zusammen den Aperitiv genossen und miteinander plauderten, hörte ihr Herz auf zu schlagen. Sie ist eine Schweizer Künstlerin und Kunstvermittlerin. Sie war Mitbegründerin der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich und der Frauenbefreiungsbewegung FBB in der Schweiz. Sie lebt in Zürich.

Doris Stauffer besuchte von 1952 bis 1955 die Kunstgewerbeschule Zürich KGSZ. Dort lernte sie auch Serge Stauffer kennen, den sie, wie weiter oben schon erwähnt, 1954 heiratete.

Als Objektkünstlerin zeigte sie ihre Arbeiten etwa im Ausstellungsraum «Club Bel Etage» (Zürich 1968), in der Gruppenausstellung Freunde + Freunde (1969) in der Kunsthalle Bern und der Kunsthalle Düsseldorf und in der von Bice Curiger kuratierten Gruppenausstellung «Frauen sehen Frauen» (1975) in der städtischen Kunstkammer zum Strauhof Zürich, letztere auch als Mit-Initiantin.

1969 initiierte und leitete sie den Kurs Teamwork an der künstlerischen Experimentierklasse F+F an der KGSZ, dessen Unterbindung durch die Schulleitung die 1970 erfolgte Selbstauflösung der Klasse vorantrieb.[1>

Gemeinsam mit Bendicht Fivian, Peter Gygax, Peter Jenny, Hansjörg Mattmüller und Serge Stauffer gründete sie im Januar 1971 die private Kunstschule F+F Schule für experimentelle Gestaltung,[2> und arbeitete dort bis 1981 als Lehrerin.

Interviews mit Doris Stauffer zu ihrer künstlerischen und politischen Arbeit finden sich etwa in «Wir sind wenige, aber sind alle - Biografien aus der 68er-Generation» (Herausgeber Heinz Nigg) und in Zürich steht Kopf (Herausgeber Fritz Billeter und Peter Killer).

Quellen:
- Wortlaut in weiten Teilen aus Wikipedia
- Institut für Gegenwartskunst
- Helmhaus
- Veit Stauffer (alle Fotos)

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Serge & Doris Stauffer (1970)

Das Bild zeigt kniend Serge und Doris und stehend v.l.n.r. ihre Kinder Veit, Salome und Monika.

Serge & Doris Stauffer (1977)

Hier sieht man Serge Stauffer in der Hängematte.

Serge & Doris Stauffer (1977)

Text folgt.

Serge & Doris Stauffer (1977)

Serge Stauffer fühlt sich sichtlich wohl.

Serge & Doris Stauffer (1980)

Hier sieht man eine Mitteilung der Telefonzentrale an die Stauffers, dass ihre Telefon-Nr. in der Nacht vom 18. auf den 19.3.1980 von 51 06 23 auf 302 06 23 umgestellt werde.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Seite 2 des Faltprospekts.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Seite 3 des Faltprospekts.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Seite 4 des Faltprospekts.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Seite 5 des Faltprospekts.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Der Faltprospekt der Ausstellung im Helmhaus Zürich, Seite 1.

Serge & Doris Stauffer (2013)

Seite 6 des Faltprospekts.

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