OGS Seebach - Beitrag

Wälchli, Ruth und Werner
Personen – Kunstschaffender – historisch
Ruth und Werner Wälchli-Bögli wohnten von 1953 bis 1997 im sogenannten Streulihaus an der Käshaldenstrasse 27. Da inzwischen das Haus ins Eigentum der Stadt Zürich überging, plante diese, das Haus renovieren zu lassen, daher mussten beide Mietparteien ausziehen. Die Wälchlis haben drei Kinder: Hanspeter (1951), Eva (1952) und Martha (1954-1993). Sie haben auch Enkelkinder. Sie waren beide künstlerisch tätig, doch besitzt die OGS noch keine Fotos von den Werken von Ruth Wälchli.

Die beiden Künstler im Einzelnen:

Ruth Wälchli

Ruth Wälchli kam 1930 in Winterthur zur Welt und besuchte von 1936 bis 1945 die Schule in Winterhtur-Wülflingen. Von 1945 bis 1949 besuchte sie die Kunstgewerbeschule in Zürich. Das Fach 'Figürliches Zeichnen' besuchte sie bei Ernst Gubler. 1949 schloss sie mit dem Diplom als Grafikerin bei Ernst Keller diese Ausbildung ab.

1949 folgte sie ihrem damaligen Freund Werner Wälchli nach Paris, den sie noch 1949 heiratete. Sie besuchte kurze Zeit auch die Académie von André Lhote (5.7.1885-25.1.1962), einem berühmten französischer Maler, Bildhauer, Kunsttheoretiker und Kunstlehrer, welcher dem Kubismus huldigte. Danach arbeitete sie für verschiedene französische Grafiker und nach ihrer Rückkehr nach Zürich auch für die Büchergilde Gutenberg. Es folgte 1951, 1952 und 1954 die Geburt der drei Kinder.

Seit 1973 betreibt sie ein Atelier in Mättenwil, welches einmal ein Schulhaus war. 1997 erfolgte der Umzug dorthin. Danach folgten zahlreiche Malreisen mit Werner Wälchli, ferner Ausstellungen in Gruppen, aber vor allem mit Werner Wälchli in Zürich und im Aargau.

Werner Wälchli

Werner Wälchli wurde am 11.2.1922 als 3. von 6 Kindern des Alfred und der Frieda Wälchli-Gugelmann in St-Aubin NE geboren. Mit zwei Jahren zog seine Familie nach Brittnau AG, welches auch der Heimatort war. Er besuchte die Primar- und Bezirksschule in Brittnau und absolvierte von 1939 bis 1943 eine Lehre als Schriftsetzer beim Verlag Ringier AG in Zofingen. Sein Schriftlehrer in der Gewerbeschule war Eugen Kuhn. 1943-44 arbeitete er als Typograf in der Druckerei Schläfli in Interlaken. An Samstagen besuchte er den bekannten Holzschneider Emil Zbinden in Bern (Illustrator der Gotthelf-Ausgabe der Büchergilde Gutenberg). Zbinden korrigierte die Zeichnungen, die er während der Woche gemacht hatte, und gab ihm neue Aufgaben. Adrian Frutiger, Kalligraf (Schriftkünstler), war damals Lehrling in der Druckerei Schläfli. Ab 1945 arbeitete Werner Wälchli bei der Druckerei Fretz AG in Zürich. Das ermöglichte ihm den Besuch von Abendkursen an der Kunstgewerbeschule Zürich (KGSZ) und dann vier Semester als Tagesschüler. Seine Lehrer waren Walter Käch und Alfred Willimann. Die Grafikklasse besuchte er bei Ernst Keller. Dort lernte er seine spätere Frau Ruth Bögli kennen. Die beiden stellten bald einmal fest, dass sie eine grosse Seelenverwandtschaft verband. Bis 1948 arbeitete er als selbständiger Grafiker.

Im Oktober 1948 verreiste er nach Paris, um dort ein Studium an der Staatlichen Schule für das Grafische Gewerbe zu absolvieren. Ruth folgte ihm bald nach, und weil sie sich so gut verstanden, heirateten sie 1949. Danach hängte er noch eine Einführung in die Malerei am Institut «La Grande Chaumière» von André Lhote an. Die beiden mussten in dieser Zeit sehr knapp kalkulieren. Zum Glück hatte er etwas Erspartes auf die Seite gelegt und fand von 1949 bis 1952 in Paris eine Arbeit als Grafiker bei der Unesco, wo er Plakate und Publikationen gestaltete. Von ihm stammt übrigens auch das bekannte Logo der Unesco, welches er 1951 gestaltete und das bis heute unverändert benützt wird. 1951 kam Hanspeter und ein Jahr später Eva zur Welt. Ende 1952 kehrten die beiden zu viert in die Schweiz zurück und fanden in Seebach eine passende Bleibe im Streulihaus. 'Bleibe' im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie blieben 44 Jahre, und es hätten auch noch mehr werden können, wenn.....! Dort kam dann 1954 noch Martha zur Welt.

Von 1953 bis 1955 arbeitete Werner Wälchli erneut als selbständiger Grafiker. 1956 offerierte man ihm eine Stelle an der Kunstgewerbeschule Zürich. An dieser Stelle arbeitete er als Zeichen- und Kalligrafie-Lehrer über 30 Jahre. 1987 wurde er pensioniert. Die Malerei diente ihm vor allem der Entspannung. Während dieser Zeit unternahm er mit seiner Frau Reisen nach Griechenland, in die Toskana und ins Burgund. Die beiden interessierten sich auch für Literatur und Musik. Nach dem erzwungenen Wegzug von Seebach kehrte das Paar nach Brittnau zurück in das alte Schulhaus Mättenwil, welches sie offenbar schon 1973 erwarben und stilecht restaurierten. Werner und Ruth Wälchli zeigten zwischen 1966 und 2013 in fast 20 Ausstellungen im Kanton Aargau ihre Werke. Bei den letzten beiden war er nicht mehr dabei. Als letzte Arbeit verfasste er 2008 noch ein kleines Buch mit dem Titel "Schrift und Schreiben in Zürich". Im Alter von 88 Jahren verstarb er in Anwesenheit seiner Frau Ruth im Spital Zofingen an den Spätfolgen einer Lungenzündung, die er sich während des Aktivdienstes (1943-45) zugezogen hatte.

Dank dem Umstand, dass die Schnellmann-Kinder zu einem gewissen Schollenbewusstsein erzogen wurden, kam es, dass sich bei Gabriel Schnellmann noch Fotos von Werner Wälchlis Werken fanden. Die Wälchlis waren früher seine Nachbarn. Auf einer Foto von einem Original-Werk aus der Zeit um 1970 kann man noch ganz schwach die Namen von Ruth und Werner Wälchli lesen sowie den Namen Hans Bosshard. Dieser war ein Freund der Wälchlis, war ebenfalls Grafiker und selber künstlerisch tätig. Auch er wohnte im Streulihaus, verstarb aber in der Zwischenzeit.

Alle nebenstehend abgebildeten Fotos stammen von Gabriel Schnellmann mit dem Einverständnis von Ruth Wälchli zur Publikation in der OGS.

Quellen:
- Gabriel Schnellmann
- Kurt Buchmüller (sein stark gekürzter Nachruf)
- Ruth Wälchli (überprüfte und korrigierte den obigen Text)
- Wikipedia (Académie André Lhote)

Ruth und Werner Wälchli (1970)

Dieser Linoleumschnitt stammt von Werner Wälchli. Er zeigt das Streulihaus an der Käshaldenstrasse 27.

Werner und Ruth Wälchli (1956)

Ein Gemälde von Werner Wälchli, gemalen vom Streulihaus aus in Richtung Bauernhaus Kläusli, Mosti, Hühnerstall, Schweinestall, Oberhaus. Ganz unten das Dach des Holzschuppens des Streulihauses. Die Jahreszahl ist geschätzt.

Werner und Ruth Wälchli (1956)

Gemälde, gemalt vom Streulihaus aus. Ganz vorne der Heugabelweg, links die Käshaldenstrasse, das grosse Beet mit den blauen Zürichsee-Tänkeli von Ernst Schaffner, dahinter die Häuser der Okey AG, Stettbacher, Minder, Zollinger, Schaffner.

Werner und Ruth Wälchli (1991)

Hier sieht man die beiden Künstler an einem Fest im Jahre 1991.

Werner und Ruth Wälchli (1991)

Hier sieht man die Wälchlis zusammen mit ihrer Tochten und zwei Enkelinnen.

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