OGS Seebach - Beitrag

Ingold, Ernst jun.
Personen – Übrige – aktuell
Sohn des Ingold, Ernst sen., einem Radrennfahrer aus den 1930er Jahren. Ernst Ingold jun. wurde geboren am 22.10.1944 und ist verstorben am 22.3.2015. Bürger von Wallisellen ZH und Rothrist AG. Aufgewachsen in Seebach, zuerst an der Felsenrainstrasse 7, dann am Landhusweg und ab 1954 in den Buchwiesen 43, zusammen mit einem Bruder Walter und einer Schwester Susi. Nach der KV-Lehre kehrte er nach Örlikon zurück, wo seine Eltern herstammten. Später zog er an die Gubelhangstrasse, wo er bis zuletzt in einer gemütlichen und komfortablen Dachwohnung lebte. Örlikon betrachtete er neben Seebach stets als seine zweite und ursprüngliche Heimat. Seine Grosseltern mütterlicherseits besassen viele Jahrzehnte lang das Restaurant Flora und waren gebürtige Örliker. Ernst Ingold blieb kinderlos.

Ernst besuchte die Primarschule ab der 4. Klasse im Schulhaus Kolbenacker beim Lehrer Emil Krönert und dem Parallel-Lehrer Paul Dietliker und die Sekundarschule im Schulhaus Buhnrain beim Lehrer Jakob Keller und dem Parallel-Lehrer Emil Staub. Er war bei seinen Schulkollegen und -freunden immer recht beliebt, weil er sich nie in Händel einmischte und als friedlicher, fröhlicher und auch lustiger Typ galt. Und wenn es darauf ankam, war er auch sehr schlagfertig und schlau. Wer mit ihm befreundet war, hatte stets einen zuverlässigen Partner. Ich hatte das Glück, von 1954 bis 1961 zu dieser Gruppe zu gehören. Er war auch generös und wenn er bei seinen gelegentlichen Einsätzen als Veloputzer bei der Epa oder als Kegelsteller im Restaurant Flora etwas Taschengeld verdiente, dann spendierte er auf dem Schulweg gerne mal ein Tessinerbrot und eine Rayon-Schokolade an seine Clique. Er war auch gerne dabei, wenn lustige Streiche gespielt wurden. Er war auch mit dabei, wenn ein paar Schüler unerlaubterweise rauchten und damit die Lehrer ärgerten, mehr siehe unter Raucherwäldli und Raucherbande. Er war insgesamt gesehen ein guter Schüler, galt als aufgeweckt und gelehrig. Seine Schulnoten lagen über dem Durchschnitt, sowohl in Sprache als auch im Rechnen, Physik und Geometrie.

Ernst war einer der ersten in Seebach, welche 1962 den neuen, himmelblauen Vélovap kauften, ein Mofa, welches damals gross einschlug. Mehr siehe unter Rasender Vélovap. Er kaufte ihn bald nach Beginn der Lehre und galt damit als kleiner Platzhirsch. Der Hirsch war ihm allerdings nicht so wichtig, vielmehr drängte es ihn einfach an die frische Luft und in die Welt hinaus und sein Töff war ein Hilfsmittel dazu. Nicht umsonst verlangte er von seinem Mechaniker, dass sein Mofa viel mehr Vorwärtsdrang vermitteln sollte, wofür der Mechaniker dann auch sorgte.

Es ist in Erinnerung geblieben, dass er in der KV-Lehre besonders gut war in französischer und englischer Sprache und manchen Neider hatte, der auch gerne so locker und leicht fremde Sprachen gelernt hätte. Doch wie schon in der Schule, war er auch gut in Mathe. Das lag allerdings nicht nur an seiner Begabung, sondern auch an seinem Fleiss und an seiner Disziplin. Schon seine Mutter fiel mir auf, weil sie bis ins hohe Alter gerne englische und französische Bücher las. Sie war es, die ihm die Sprachen näher brachte und der Vater, Ernst Ingold sen., sorgte dafür, dass er eine KV-Lehre machte.

Beide Elternteile sorgten für seinen Fleiss und die Disziplin. Er lernte vor allem, wo es Sinn machte, sie einzusetzen. Das brachte ihm einen guten Erfolg auch im Beruf. Er arbeitete bei einer Versicherung und landete irgendwann im Informatikbereich. Das war zu einer Zeit als man noch Datenverarbeitung sagte und die Computer in seiner Firma von Univac stammten. Er legte stets auch Wert auf gutes, gepflegtes Essen, doch blieb er dank seiner Disziplin stets schlank. Kein Wunder, dass seine Lebenspartnerinnen gut kochen konnten.

Er war auch einer der ersten in Seebach, die nach der Lehre ihren Vélovap durch den neuen Ford Taunus ersetzten, welcher um 1965 durch seine revolutionäre Form auffiel. Er kaufte den Wagen schon bald nachdem er seine KV-Prüfung bestanden hatte. Ernst Ingold ist dieser Wagenmarke bis zuletzt treu geblieben und fuhr noch bis nach 2000 einen Ford Taunus 26M und zwar eine Sonderversion eines italienischen Designers. Als er ihn verkaufte, war der Wagen bereits im Veteranenalter, hatte aber erst 75'000 km auf dem Tacho. Er war also kein Vielfahrer und benützte den Wagen nur, wenn er die einzige Möglichkeit war. Sein Ford Taunus sah nach 25 Jahren immer noch aus wie neu aus dem Laden.

Nach 1961 sah ich den Ernst nur noch sporadisch, doch kam es immer wieder zu gemeinsamen Barbesuchen. Ernst hatte ein sehr gutes Gedächtnis und half der OGS in Dutzenden von Fällen auf die Sprünge. Sein grosser Bekanntenkreis umfasste auch etliche Seebacher, welche ihrerseits wieder etwas wussten usw. Er war es auch, welcher noch eine Erstausgabe der Radsportzeitung «Sprint» seines Vaters besass und diese zum Kopieren der OGS überliess. Kurz: Ernst Ingold war ein einziges Erfolgserlebnis für die OGS. Die Unterlagen seines Vaters über die Radsportzeitung überliess er später dem Ortsgeschichtlichen Verein Örlikon, wo er Mitglied war.

Ernst Ingold versuchte sich auch einmal kurz als «Filmschauspieler» in der Rolle des Bundesrats Orbi, indem er in einem Science Fiction Film von 1998 des Video-Film Clubs Nord (VFCN) mit dem Titel «Immer wenn Viagra kommt» eine kurze Ansprache hielt, die er recht elegant meisterte.

Ernst Ingold übersiedelte nach der Lehre nach Örlikon und man fand ihn am Abend oft in den bekannten Bars im Bauhaus und später in der Venus-Bar und in der Café-Bar, wo er über Jahrzehnte hinweg fast immer die gleichen Freunde traf und meist pünktlich auf die Minute genau erschien. Er war stets untadelig gekleidet und legte Wert auf ein gepflegtes Äusseres und eine ordentliche Erscheinung. Er mochte es, nach dem Feierabend sein geliebtes Bier zu trinken und er trank nie eines zuviel. Spätestens um halb acht ging er nach Hause. Er war also nicht der klassische Barbesucher, sondern eher derjenige, der seine Kameraden täglich kurz für einen Schwatz und ein Bier treffen wollte, um dann in Ruhe nach Hause zu gehen und etwas Kurzes zu essen. Auch die OGS traf ihn immer wieder, erstmals 1969 und letztmals 2010. Danach verloren sich die Kontakte durch meinen Wegzug von Seebach.

Ernst war auch reiselustig und unternahm zahlreiche Reisen in die weite Welt. In Erinnerung geblieben ist mir seine eindrückliche Reise nach Spitzbergen und zahlreichen Reisen nach Russland, wo ihm vor allem die Gegend um Krasnodar besonders gefiel.

Ernst Ingold hatte viele Jahre lang eine robuste Gesundheit, bis er noch vor dem 50. Altersjahr von einem Herzinfarkt völlig überrascht wurde, von dem er sich aber wieder sehr gut erholte und viele Jahre lang Ruhe hatte. Etwas mühsamer wurde dann sein Rückenleiden, das nach seiner Pensionierung eher unauffällig begann, ihn aber nicht mehr losliess und sehr schmerzhaft war. Trotz mehrerer Operationen besserte sich sein Zustand nicht wirklich und er musste starke Schmerzmittel zu sich nehmen. Er erwähnte dann noch ein weiteres Leiden, das ihm ebenfalls zu schaffen machte. Am 22. März 2015 ist er für Aussenstehende doch eher überraschend im 71. Altersjahr verstorben.

Quellen:
- OGS-eigene
- Beat Czybik

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