Hermann Hüttis (1877-1918) stammte aus Aachen, Deutschland, war Ingenieur und 1906 Gründer der ursprünglich in Ã?rlikon an der Dianastrasse ansässigen und 1912 nach Seebach übersiedelten «Maschinenfabrik Hermann Hüttis», welche nach seinem Hinschied 1918 in SKAG umbenannt wurde und neue Gesellschafter bekam.
Offenbar zeitgleich mit der Gründung der Maschinenfabrik in Ã?rlikon gab es die «Motorwagen-Fabrik Hüttis & Hardebeck», ein deutscher Nutzfahrzeug- und Automobilhersteller, der von 1906 bis 1907 in Aachen ansässig war. Bei diesem Hüttis handelte es sich ebenfalls um denselben Hermann Hüttis. Gebaut wurden dort Lastkraftwagen und Personenwagen mit 10 PS, 24 PS und 28 PS Leistung. Ende 1907 wurde der Betrieb von der Scheibler Automobil-Industrie GmbH übernommen, wobei fortan unter dem neuen Firmenname MULAG nur noch LKW produziert wurden. Mit dem Ankauf und der Spezialisierung versprach sich Scheibler, aus seit 1905 bestehenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten herauszukommen. Der Name «Hüttis & Hardebeck» spielte danach im Automobilbau keine Rolle mehr. Als Automarke «Hüttis & Hardebeck» wird sie auch in der Liste aller deutschen Autohersteller bis 1918 erwähnt.
In der Schweiz hat sich Hermann Hüttis dann ganz auf die Entwicklung von Lamellenkupplungen konzentriert und daneben aber auch anderes Automobilzubehör produziert. Mit dazu gehörte offenbar auch der Verkauf seiner in Aachen produzierten Wagen. Das steht auch wörtlich in einem Inserat im Adressbuch von Seebach 1913, wo er die Autos ausdrücklich erwähnte. Da die Autoproduktion in Aachen bereits 1907 zu Ende ging, dürften es nur einzelne Wagen gewesen sein, welche Käufer in der Schweiz fanden.
Dank den Bemühungen des Automobilhistorikers Hanspeter Bröhl war es der OGS erst möglich, den privaten Wagen des früheren Seebacher Gemeindepräsidenten Caspar Wüst, von welchem seine Enkelin noch eine Foto besass, zu identifizieren. Nicht genug damit, beschaffte Hanspeter Bröhl auch noch weitere Informationen zu diesem Wagen. Der Wagen wurde an der Automobil-Ausstellung in Berlin vom 1.-13.11.1906 mit geöffnetem Verdeck gezeigt, neben anderen Modellen. In der Allgemeinen Automobil-Zeitung Nr. 8/1906 fand sich noch eine Foto von dem Wagen. Diese Foto findet sich auch im Buch von Halwart Schrader mit dem Titel «Deutsche Autos 1886Â?1920». 1. Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart (2002). ISBN 3-613-02211-7. Seite 211. Caspar Wüst fuhr den seinen Wagen, den man damals von der Bauweise her als Doppelphaeton bezeichnete, in der Zeit um 1910 bis 1914. Es war mit ziemlicher Sicherheit das 24 PS-Modell in ultramarinblauer Farbe und grosser Frontscheibe. Eine 2. Foto dieses Automodells steht möglicherweise unter Urheberschutz, daher zeigt die OGS das Bild hier vorsichtigerweise nicht.
Die Enkelin von Caspar Wüst war zwar überzeugt, dass es sich um einen (frühen) Seebacher Wagen handelte, doch hat dieser äusserlich mit den beiden späteren Fotos eines Seebachers keine grosse Ã?hnlichkeit. Sie war auch überzeugt, dass Caspar Wüst die Mühen und Kosten zum Betrieb eines Autos in der damaligen Zeit nicht in Kauf genommen hätte, um irgend ein Auto zu fahren. Daher dachte sie, dass das Auto eine spezielle Beziehung zu Seebach gehabt haben müsste.
Diese Vermutung hat sich nun als richtig erwiesen, auch wenn das Auto kein Seebacher war. Ganz offensichtlich hat Hermann Hüttis seine in Aachen produzierten Wagen auch in der Schweiz verkauft, wovon einer bei Caspar Wüst unterkam. Da Hermann Hüttis mit seinen Lamellenkupplungen auch die Maschinenbau AG belieferte, einer späteren Nachfolgefirma seiner C. Wüst & Cie., aber auch durch dem Umstand, dass Hermann Hüttis seit 1912 seine Fabrik in Seebach hatte, passen hervorragend zur Ã?berzeugung von Ines Meyer.
Hermann Hüttis verstarb bereits 1918 im jungen Alter von nur 41 Jahren. Seine Firma wurde in SKAG umbenannt und bekam neue Besitzer.
Quellen: - Wikipedia unter «Motorwagenfabrik Hüttis & Hardebeck» (alles zu «Hüttis & Hardebeck») - Halwart Schrader: Deutsche Autos 1886Â?1920. 1. Auflage. Motorbuch Verlag Stuttgart (2002). ISBN 3-613-02211-7. Seite 211 - Günther Schnuer: Der Automobilbau in Aachen 1896Â?1928. Ein Beitrag zur Technik- und Industriegeschichte, Meyer & Meyer, Hannover, 1990 - Deutsche Autos im Bild, Meilensteine von 1886 bis heute, Peter Schneider, Motorbuch-Verlag Stuttgart, 2002 - Hanspeter Bröhl (besorgte die Infos und eine weitere Foto zum Auto) - Allgemeine Automobil-ZeitungNr. 8/1906 (Bericht über den Wagen)
Hier sieht man einen Hüttis & Hardebeck-Wagen an der Automobil-Ausstellung in Berlin vom 1.-13.11.1906 mit geöffnetem Verdeck. Foto: Ausgabe Nr. 8/1906.
Diese Foto vom Auto ihres Grossvaters besass die Enkelin von Caspar Wüst. Sie zeigt den stattlichen Wagen des Typs Hüttis & Hardebeck in der ultramarinblauen Ausführung mit 24 PS und grosser Windschutzscheibe. Foto: Ines Meyer.