OGS Seebach - Beitrag

Dillflug, Friedrich
Personen – Bienenzüchter – historisch
Die Familie Dillflug wohnte schon seit vielen Generation an der Ausserdorfstrasse 9. Ein erster Dillflug war von Beruf Drehermeister und wird für 1888 als Besitzer von Scheune und Stall alte Assek-Nr. 218, neu 112 erwähnt. Ein Friedrich Dillflug, Dreher, ist 1931 und 1950 in den Adressbüchern nachgewiesen. Für 1895 wird auch ein Robert Dillflug genannt, Besitzer des Hauses mit der alten Assek-Nr. 217, neu 111. Eine Frau B. Dillflug war von 1914-1916 Präsidentin des Frauen- und Töchterchors Seebach. Friedrich Dillflug war auch kantonaler Bieneninspektor. Die Seebacher Dillflugs liessen sich 1882 einbürgern und stammen aus Deutschland. Daraus kann geschlossen werden, dass sie in der Zeit um 1870 eingewandert sind.

Die Bienenzucht der Dillflugs sorgte letztlich dafür, dass die Honigstrasse, früher Bienenstrasse ihren Namen bekam, denn sie führte nahe an den Bienenstöcken vorbei. Aus der Logik geht hervor, dass die Bienenzüchter vor der Strasse hier waren, denn die Strasse wurde um 1909 erbaut, als dort die ersten beiden Häuser erstellt wurden und erhielt ihren Namen nach den bereits dort lebenden Bienen. Somit dürften die Dillflugs ihre Bienenzucht schon im vorletzten Jahrhundert praktiziert haben. Das ist inzwischen gesichert durch eine Foto aus den 1880er Jahren, welche das Bienenhaus zeigt. Nicht bekannt ist, ob sie damit begonnen oder ob sie bereits eine Zucht übernahmen. Gesichert ist indirekt, dass die Dillflugs kein sehr altes Seebacher Geschlecht gewesen sind, sondern erst in den 1870er Jahren zuwanderten. Robert Dillflugs Haus wurde 1884 erbaut. Für die Dillflugs selber liegt der OGS erst für 1888 ein amtlicher Eintrag vor, was die vermutete Zuwanderungszeit einigermassen bestätigt.

Dank der Zuschrift eines Lesers der OGS gibt es nun noch 3 Fotos und ein paar weitere Angaben zu Robert Dillflug: Er war mit Lina Meyer verheiratet, die ebenfalls in Seebach wohnte und einen Bruder namens Johann Meyer (9.2.1855-8.5.1929) hatte. Vater der beiden war ein Johannes Meyer (17.9.1820-10.12.1878). Auch dieser wohnte in Seebach. Auf der obersten Foto sieht man Maria Meier-Hauenstein, nicht aber ihr 1878 verstorbener Ehemann. Verwitwet hat Maria Meier-Hauenstein bei den Dillflugs gelebt. Neben den Vettern Dillflug wird auch noch eine Bertha Dillflug erwähnt.

Weitere Dillflug-Familien wohnten 1931 an der Bienenstrasse 1: Emilia Dillflug-Schlatter und Lina Dillflug-Meier. Sie dürften mit den eingangs erwähnten Dillflugs verwandt gewesen sein.

Historisch findet sich der Familienname auch in Deutschland in einem alten Adressbuch von 1868 auf Seite 11: Georg Dillflug, Schuhmachermeister, Schneidersberg 137, Marburg. Auch in "My Heritage" werden 4 Dillflüge erwähnt, alle zwischen 1850 und 1900 in Deutschland.

Eine weitere Meldung über einen Dillflug findet sich im Tages-Anzeiger vom 29. Januar 1930:

"O e r l i k o n. 28. Jan. An der Drehbank erlitt der 22jährige Hans Dillflug, Arbeiter in der Maschinenfabrik Örlikon, eine Verletzung an einem Finger der rechten Hand, der er keine grosse Beachtung schenkte; doch
entstand eine Blutvergiftung mit Anschwellung des Knies, und nach acht Tagen starb Dillflug im Spital, wohin er verbracht worden war. Der Verunglückte hinterlässt eine Familie."

Es gab also einige Dillflüge vor allem in und um Seebach, doch scheint der Familienname sehr selten gewesen zu sein, denn im Zürcher Familiennamenbuch der ZKB von 1994 wird er nicht erwähnt, vielleicht auch, weil es ursprünglich kein Zürcher Geschlecht war. Dillflüge gibt es in Seebach keine mehr und wenn man dem Telefonbuch glauben will, auch nicht in der ganzen Schweiz samt Liechtenstein. Und wenn man der Domain www.verwandt.ch/ auch glauben will, gibt es den Namen weder in Deutschland noch in Österreich noch in der Schweiz. Da auch das amtliche Telefonbuch den Namen in der ganzen Schweiz nicht mehr kennt, muss angenommen werden, dass der Familienname ausgestorben ist oder dass es nur noch ganz wenige Träger dieses Namens gibt, welche zudem über keinen Festnetzanschluss verfügen.

Um 1895 wurde der Name mehrfach auch als Dilflug geschrieben. Eine Deutung des Familiennamens war nirgends zu finden. Der Name weist auf eine Eigenart des Dills hin: Die eiförmigen und 3 bis 5 mm langen Spaltfrüchte reifen von Juli bis September heran. Als Flügelflieger werden sie über den Wind ausgebreitet. Da Dill schon seit langem angebaut wird, kann vermutet werden, dass die Bildung des Familiennamens Dillflug in diesem Zusammenhang zu sehen ist.

Quellen:
- Neujahrsblatt 11/12 Nr 27, 1985
- Adressbuch der Stadt Zürich 1950
- Adressbuch von Seebach 1931
- Brandassekuranz-Steuerverzeichnis 1892-96 (Robert Dillflug)
- Schweizerisches Familiennamenbuch
- Hans Rudolf Meier (Infos zur Familie Dillflug und Fotos)

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