OGS Seebach - Beitrag

Teddy Stauffer and the Original Teddies
Personen – Musiker – historisch
Teddy Stauffer wird hier aufgeführt, weil er nach seiner Rückkehr aus Deutschland in den frühen 1940er Jahren vorübergehend in Seebach an der Seebacherstrasse (Hausnummer unbekannt, aber im oberen Dorfteil) gewohnt haben soll. Er hiess mit bürgerlichem Namen Ernest Henry Stauffer und wurde am 2. Mai 1909 in Murten geboren. Verstorben ist er am 27. August 1991 in Acapulco, Mexiko. Er verbrachte seine Jugendzeit in Bern und lernte Geige und Saxofon spielen. 1929 gründete er eine eigene Band namens «Teddy and his Band». Er trat vor allem in Deutschland auf und bekam danach viele Engagements auf Kreuzfahrtschiffen. Teddy Stauffer entwickelte seinen Stil weiter und galt in Deutschland als «King of Swing».

Seine Popularität erreichte in Deutschland um 1935 ihren Höhepunkt. In den mittleren 1930er Jahre taufte er seine Band um in «Teddy Stauffer and the Original Teddies». Nebst den bereits erwähnten Auftritten auf Kreuzfahrtschiffen gab es auch zahlreiche Engagements vor allem in Berlin und Hamburg. Wegen seines zum Jazz zu zählenden Swings handelte er sich immer mehr Ärger mit der Reichsmusikkammer ein, welche der Meinung war, dass seine Musik etwas zu stark an 'amerikanische Negermusik' erinnere, wie man es damals noch ganz arglos sagte. So kam es, dass er in die Schweiz zurück kehren musste und wie eingangs erwähnt, vorübergehend in Seebach Wohnsitz nahm. Es dürfte sich vermutlich nur um einen kurzen Zwischenhalt gehandelt haben, denn seine Rückkehr von Deutschland wird für 1935 angegeben und seine Auswanderung für 1941. Wäre er die ganze Zeit in Seebach gewesen, dann hätte sein Aufenthalt wohl mehr Spuren hinterlassen müssen. Seine genaue Aufenthaltszeit in Seebach konnte die OGS noch nicht ermitteln. Vielleicht steht darüber in seinen Memoiren etwas mehr, doch besitze ich sein Buch leider nicht.

In der Schweiz hat er 1940/41 an der Vertonung des Filmes «s'Margritli und d'Soldate» mitgewirkt. Das Margritli-Lied, interpretiert von den Geschwistern Schmid, wurde zu einem grossen Erfolg. Der etwas jüngere Hazy Osterwald hat für Teddy Stauffer 1940 nebenbei die Auftritte vorbereitet, indem er die Arrangements schrieb. Buddy Bertinat verfasste für Teddy Stauffer bekannte Titel wie «Ich han en Schatz am Zürisee» und «Es isch so schön en Schwiizer z´sii». Beide Titel wurden später auch von den Geschwistern Schmid immer wieder aufgeführt. Die Schmids besassen zum Schluss ein Lokal am Rennweg in Zürich, welches noch bis weit in die 1960er Jahre Bestand hatte. Zu seinen Original Teddies gehörte auch der Klarinettist Ernst Höllerhagen. Am 28.4.1941 schiffte Teddy Stauffer auf der 'Exeter' ein und fuhr über Lissabon nach den USA, wo er in Kalifornien einen Neuanfang mit Filmmusik wagte. Dies bedeutete zugleich sein Abschied von der Band in der Schweiz.

Nach einem Engagement in Mexiko bekam er bei der Rückreise in die USA Schwierigkeiten mit seinen Reisepapieren, da in der Zwischenzeit sein Einreisevisum abgelaufen war. So war er gezwungen, vorerst in Mexiko zu bleiben, das schliesslich seine zweite Heimat wurde. Anfänglich schlug er sich als Wandermusiker durch, doch gelang ihm auch in Mexiko der Durchbruch. Er war sprachlich sehr begabt und lernte rasch spanisch, doch soll er einen leichten Akzent beibehalten haben, welcher seine Schweizer Abkunft verriet.

In Acapulco gründete er 1941 als Direktor des Hotels Casablanca auf dem Dachgarten eine Diskothek bzw. einen Tanzklub. Er wurde auch Manager mehrerer bekannter Hotels, unter anderem dem Hyatt und der Villa Vera, wo er bis zuletzt residierte. Eine seiner Marotten war, dass er fast immer barfuss herum ging. Die Mexikaner verehrten den hochgewachsenen, blonden Schweizer als allseits beliebten Botschafter für Acapulco. «Mr. Acapulco» oder «Señor Teddy», wie man ihn liebevoll nannte, trug viel dazu bei, die Hollywood-Prominenz anzulocken und den Ort, der damals ein Fischerdorf mit 8'000 Einwohnern war, weltberühmt zu machen. 1949 liess er ein Hotel namens El Mirador errichten. Es befand sich an jener berühmten Stelle, wo die mutigsten Springer über eine Höhe von angeblich 40 Metern mit Fackeln in den Händen von den Klippen ins Meer hinunter springen.

Nach dem Wegzug von Teddy Stauffer nach Mexiko machten die Original Teddies unter Leitung von Eddie Brunner weiter. Neu hinzu stiess nun auch Hazy Osterwald, der bereits seit 1940 Arrangements für die Band schrieb. Doch konnte die Band nicht an die alten Erfolge anknüpfen als Teddy Stauffer noch dabei war.

Teddy Stauffer, ein Playboy alter Schule, war fünfmal verheiratet und zwar 1946 mit der Schauspielerin Faith Domergue, 1951 mit der Schauspielerin Hedy Lamarr, 1955 mit Ann Nekel Brown, 1957 mit der Stewardess Ute Weller und zuletzt noch 1959 mit dem Model Patricia Morgan. Von ihr bekam er 1962 seine einzige Tochter Melinda Morgan Stauffer. Leider endete auch die letzte Beziehung schon 1963. Bis dahin nahm er das Heiraten recht sportlich, doch nach Patricia Morgan soll er es etwas ruhiger angegangen sein. Später in den 1980er Jahre meinte er einmal gegenüber dem deutschen Zeitungsberichterstatter W. Stock sinngemäss: Im Nachhinein gesehen habe er einen Fehler gemacht. Statt fünf Frauen und ein Kind hätte er besser nur eine Frau und dafür fünf Kinder haben sollen!

In seine mexikanische Zeit fallen kleine Gastauftritte in TV- und Filmproduktionen. Er hat nie grossen Wert darauf gelegt, besonders reich zu werden. Ein 'Vorrat' für ein paar Jahre reichte ihm. Viel geneigter war er, ein reichhaltiges Leben zu führen. So ging er immer sehr gerne aus, lud seine Freunde und Bekannten ein und sorgte so dafür, dass er sich um die Anlage seines Geldes nie grosse Sorgen machen musste. Und gleichzeitig verstand er es, dafür zu sorgen, dass auch genügend Geld einging und zwar über Jahrzehnte hinweg. Es gibt von Teddy auch eine Autobiografie mit dem Titel: «Forever is a Hell of a Long Time», ihr deutscher Titel lautet: «Es war und ist ein herrliches Leben» und erschien 1968 im Ullstein-Verlag.

Diese Biografie stammt aber nicht von ihm selber, sondern von einem Ghostwriter und gilt unter Literaturfreunden eher als schlicht, was den schriftstellerischen Höhenflug betrifft. Indirekt habe ich irgendwo gelesen, dass der Seebacher Ernst Roth über Teddy Stauffer eine Biogafie geschrieben haben soll. Ob es diese Biografie ist oder eine andere, ist mir nicht bekannt. Die Schlichtheit mag daran gelegen haben, dass Ernst Roth ja auch kein Schriftsteller der klassischen Literatur war, sondern ein Sachbuchautor. Vielleicht passte es den sogenannten Fachleuten auch einfach nicht, dass er seine Biografie 103 Frauen widmete, die er im Laufe seines Lebens näher kennen lernte und sie alle in alphabetischer Reihenfolge aufführte. Immerhin findet man in dem Buch aber auch alle Etappen seines Lebens recht gut beschrieben. Aus dieser Sicht erfüllt das Buch somit seinen Zweck in bester Weise. In seinem letzten Lebensabschnitt war er auf den Rollstuhl angewiesen, was ihn aber nicht daran hinderte, sich täglich in ein gutes Restaurant schieben zu lassen, wo er gerne gut ass und zwar bis kurz vor seinem Ableben. Das gönnte er sich bis fast zuletzt. Nach seinem eher einsamen Tod im Alter von 82 Jahren wurde seine Asche in die Fluten des Pazifiks gestreut, so wie es sein letzter Wille war.

Teddy Stauffer wird auch ganz am Schluss des bekannten Films «Das Krokodil und sein Nilpferd» von Bud Spencer und Terence Hill aus dem Jahre 1979 beim Kalauern erwähnt, wobei Bud Spencer meinte, der Teddy Stauffer sei eine Art mexikanischer Kunstreiter oder so gewesen.

Die näheren Verwandten des bekannten und beliebten Bandleaders fanden sich bis um 2004 in Seebach periodisch zu einem Familienanlass zusammen und haben etwa in diesem Jahr darüber im Internet berichtet. Dort wurde auch ganz ausdrücklich Teddy Stauffer erwähnt, sodass am Bezug Teddy Stauffers mit Seebach nicht zu zweifeln ist. Diesen Bericht über das regelmässige Treffen findet man heute leider nicht mehr, so sehr man auch sucht, sodass die OGS vorerst keine weiteren Angaben dazu machen kann. Das ist umso bedauerlicher, als die OGS gerne etwas mehr Beweise gesehen hätte, die belegen, dass er tatsächlich eine Weile in Seebach wohnte.

Mit Serge und Doris Stauffer, welche in den 1960er und 1970er Jahre an der Ecke Buhnstrasse / Seebacherstrasse wohnten, ist Teddy Stauffer nicht verwandt und von der OGS auch nicht verwechselt worden, denn der Seebacher Aufenthalt von Teddy Stauffer erfolgt zu einer viel früheren Zeit.

In der Ausgabe vom 1.5.2009 der Berner Tageszeitung der Bund findet sich eine noch weit aufwändiger recherchierte Lebensgeschichte mit vielen zusätzlichen Details. Siehe unter: http://www.derbund.ch/zeitungen/der_kleine_bund/Mister-Acapulco-aus-Murten/story/27164648

Quellen:
- abfotografierte Schallplatten «Ex Libris» und «Das Beste»
- Wikipedia-Text mit vielen Ergänzungen erweitert
- René Peter (erinnert sich an Teddys Seebacher Anwesenheit)
- Ernst Roth (wusste noch einige Details)
- Tom Noga in «Der erloschene Glanz von Acapulco»
- W. Stock in «Teddy Stauffer: Der Swingkönig im Paradies» und weitere
- www.lastfm.de/music/Teddy+Stauffer/+images/ (Kurzbiografie)
- Veit Stauffer (Fotos von zwei Schallplatten und dem Buch)

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