Lehmabbaustelle im Binz. Dieser erfolgte ab ca. 1850 auf den teilweise nur wenig mit Humus überdeckten Lehmbändern in der Käshalde durch den Ziegler Hans Heinrich Tanner an der Rümlangstrasse sowie ab 1860 durch die Handziegelei von Jakob Benninger, ab 1872 von Hans Jakob Benninger, beide ebenfalls an der Rümlangstrasse. 1880, nach 20 Jahren Handziegelei gab letzterer das Handwerk auf und zog an den Buhnweg beim Felsenberg, baute dort ein Restaurant und eine Metzg und widmete sich fortan diesem Betrieb.,
Tanner hingegen harrte noch etwas länger aus. Doch auch schon früher wurde hier Lehm gegraben, ältester Hinweis um 1425, damals als Dichtungsmasse zwischen den geschichteten Steinmauern für Häuser, wobei meist nur der Wohnteil in Stein ausgeführt wurde. Der Lehm diente aber auch dazu, geflochtene Wände zu verputzen.
Richtigerweise wird bei den Lehmabbaustellen im Binz nicht von Lehmgruben gesprochen, denn der Lehm existierte nur als schmales Band von einigen Metern Breite und maximal 30 bis 50 cm Dicke quer über das Binz und ist als Fortsetzung des Käshaldenlehms zu verstehen, der sich noch über den ganzen Eichrain erstreckte. Dies erklärt auch, warum weder Bauer Zollinger noch Minder glauben konnten, dass es im Binz eine Lehmgrube gegeben haben soll. Sie haben natürlich Recht! Die genaue Lage des Lehmstreifens lag dort, wo später der Binzweg über das Binz führte. Dieser Weg war die gesuchte Grube, wobei die Benninger diese Vertiefungen wieder hinterfüllten und einen Flurweg daraus machten, genau wie Tanner in der Käshalde.
Im Osten des Binz endete der Flurweg genau über dem ehemaligen Leimgrübelsumpf (der Lehm war Schuld am Sumpf, da er einen Stauhorizont bildete) Die Lehmspur führte weiter bis ins Frohloch, wo Ziegler Ehrensperger die Arbeit weiterführte, nunmehr aber mit einer mechanischen Ziegelei. Eigentliche Gruben gab es im Binz aber keine, könnte man meinen, doch in den Seebacher Nachrichten 1967, Nr. 11 schreibt Walter Keller jedoch eindeutig von einer Lehmgrube unterhalb der Ziegelhütte an der Rümlangstrasse 43. Da Keller ein sehr guter Beobachter und als Chronist in Seebach hohes Ansehen genoss, dürfte es diese kleine Grube wohl gegeben haben. Von der Geologie her ist das vorstellbar, denn sie befand sich direkt an der Kante des Kalkmergelplateaus des Binz, wo der Gletscher wieder 15 m in die Tiefe sinken konnte und da nach der Kante der Gletscherdruck auf den Boden natürlich niedriger war, ist es denkbar, dass hier besonders viel Material Lehm liegen blieb.
Ebenso denkbar ist aber auch, dass Walter Keller mit der Lehmgrube, das Ausgraben der Lehmstreifen meinte, die weiter oben beschrieben sind. Hier gibt es allerdings einen ganz grossen Haken. Frau Emma Schulthess-Meier, eine hervorragende und anerkannte Seebach-Kennerin berichtet in ihren bescheidenen Memoiren, dass im Leimgrübel (Quarz)-sand abgegraben worden und dass daraus Glas gegossen worden sei. Es soll eine Höhle gegeben haben, in welchen Rollwägeli auf Gleisen fuhren. Es hätte dort auch eine hohe Wand gegeben, von welcher aus die Höhlen ihren Anfang nahmen. Eine Verwechslung ist ausgeschlossen, denn sie erwähnt die weiter oben liegende Sandsteingrube zusätzlich zu den unteren Höhlen. Dies bedeutet, dass von der sogenannten Sandsteingrube Rümlangstrasse aus Höhlen gegraben worden sind, in welchen die Rollwägeli fuhren. Dies würde mit gewissen Geschichten übereinstimmen, welche mir die grösseren Buben um 1954 erzählten, die ich aber lange ins Reich der Fabeln verwies.
Quellen: - Ernst Benninger 2001, 76 - Emma Schulthess-Meier