So nannte man in der Gegend Eggbühl in den 1950er Jahren, als das Fondue allmählich Mode wurde, jene Mischung, welche die Familie Eisenring-Kuhn zum Verkauf anbot. Obwohl man heute oft hört, dass das Fondue erst in den späten 1950er Jahren so richtig aufgekommen sein soll, heisst das nicht, dass in Seebach das Fondue zuvor unbekannt gewesen sein soll. Ganz im Gegenteil!
Für Seebach sind als Fondue-Anbieter eine Lina Gossweiler überliefert, welche vermutlich in den frühen 1950er Jahren eine Fondue-Mischung anbot, welche man sogar Seebacher Fondue nannte. Auch Ferdinand Buchmann, Willy Meyer und Josef Koller hatten eigene, erprobte Fondue-Mischungen im Verkauf, wobei Buchmanns Mischung sogar schon vor 1950 bekannt gewesen sein soll. Josef Koller inserierte sein Fondue seit mindestens 1951 in den Seebacher Nachrichten. Das war lange vor der «Figugegl»-Aktion der Schweizerischen Käse-Union (Figugegl = Fondue isch guet und git e gueti Luune). Allerdings war das Fondue damals noch eine relativ teure Sache, sodass man vermuten kann, dass dies allein der Grund war, warum es nur in ausgewählten Familien genossen wurde.
Nur schon die Anschaffung eines Caquelons, eines Réchauds und der Kauf einer Flasche Spiritus galt damals als unerhört. Als es in meiner Familie erstmals um 1956 zur Anwendung kam, benützten wir noch gewöhnliche Gabeln und Suppenteller. Das Caquelon und das Réchaud waren ein Geschenk der Tante. Für uns Kinder war das Essen wie ein Weihnachtsfest. Natürlich gab es nicht die Kuhner-Mischung und auch nicht diejenige von Buchmann oder Koller, sondern vielmehr jene meiner Mutter, die den Käse schlicht und einfach im LVZ Birchstrasse postete und selber raffelte.
Ã?ber die Zusammenstellung der Käsemischung des Milch-, Butter- und Käsegeschäfts der Familie Eisenring-Kuhn ist leider nichts genaueres mehr bekannt, ausser dass es einen sehr guten Ruf hatte und demzufolge schon besonderes gut gewesen sein musste. Eine unsichere Information besitzt die OGS aber noch aus dem Jahre 2002: Es soll eine Emmentaler-Greyerzer-Appenzeller-Mischung gewesen sein. Als Brot wurde noch dunkles Ruchbrot empfohlen. Gewürzt werden musste es mit schwarzem Pfeffer, Paprika, viel Knoblauch und neben einem nicht näher empfohlenen Weisswein gehörte Williamine dazu.
Ein Glas goss man in die Käsemasse und jeder Gast, der wollte, bekam ein eigenes Gläschen, jedoch nicht zum reinen Trinken, sondern um mit einem Teelöffel einen Würfelzucker in den Schnaps zu tauchen und dann auf der Zunge langsam zergehen zu lassen. Man nannte das damals «Kanärlen». Das Wort stammte aus dem Französischen, wo man einen in Schnaps eingetauchten Würfelzucker «un canard» nennt. Alle weiter oben genannten Zutaten gehörten natürlich nicht zur Käsemischung, sondern sie wurden den Kunden mündlich weitergegeben, wobei die Kunden auch ihre eigenen Ideen einfliessen liessen, sodass heute nicht mehr sicher gesagt werden kann, was von den Eisenring-Kuhns kam und was von der Kundschaft.
Ein weiterer Knackpunkt ist der Umstand, dass man das Fondue nicht Eisenring-Fondue, sondern Kuhner Fondue nannte. Entweder war bei den dortigen Seebachern der langjährige Name Kuhn so im Kopf eingebrannt, dass man beim Namen Kuhn blieb oder die Fondue-Mischung stammt noch vom Vater der Luise Eisenring-Kuhn, was dann hiesse, dass sie vor 1950 entstanden wäre.
Präzisere Angaben sind derzeit nicht möglich, da die OGS nur in 5-Jahresschritten auf Leute trifft, die sich noch daran erinnern können. Vielleicht erinnert sich Frau Eisenring irgendwann ja doch noch an mehr Details. Beim letzten Gespräch im Jahre 2009 wusste sie nur noch, dass sie von Anfang an immer eine Fonduemischung anboten.